Und wieder so ein verdammter, verlassener, dreckiger und schöner Ort

In einem kleinen Dorf in der näheren Umgebung entdeckten wir wieder so ein typisch verlassenes Gebäude. Groß, verwachsen und natürlich überaus gespannt und interessiert, was uns wohl im Inneren erwartet.

Ein Blick durch das offene, und wie so oft zerschlagene Fenster, vermittelt mir auf den ersten Blick einen interessanten Eindruck. Eine alte Küche, versehen mit alten Küchengeräten und Utensilien, während von oben ein dickes Loch in der Decke die typischen Verfallsspuren im Raum verursacht hat.

Verlassene Küche mit besagtem Fenster

Das heißt grob beschrieben: Überall Putz, Staub, Nässe, Ziegel und Holzbalken. Das alles ineinander gewürfelt, gepaart mit einfallendem Licht an einem trüben Tag, bedeutet diesen schaurig melancholischen und morbiden Charme, den nähere Anwohner immer gern als Schandfleck des Ortes sehen.

Von außen betrachtet mag das sogar zutreffen. Beim näheren Hinsehen offenbart sich wie so oft ein völlig anderes Bild. Dazu sind wir immer wieder angehalten, uns diesen Ort an seinen besten Tagen bildlich vorzustellen. Als noch Leben in der Bude war, um es ganz umgangssprachlich auszudrücken. Aber schon beim ersten Blick durch das Fenster in die wirklich stark verfallene Küche, sah ich durch die Eingangstür in den Eingangsbereich mit Treppenhaus eine wunderschön anzusehende, große Eingangstür.

Wehmut – Vielleicht war es einmal so

Ab hier waren wir uns dann sicher, dass wir das Gebäude näher erkunden müssen.

Das Hineinkommen war natürlich nicht durch das offene Fenster nötig. Ein paar Meter nebenan stand eine Türe offen. Problematisch war jedoch das Gestrüpp, was uns anfänglich den Weg versperrte. Durchwurschteln heißt dann oft die Devise.

Der erste Raum durch den Eintritt in die offene Tür war auch hier die verfallene Küche. Nicht minder melancholisch offenbarte sich hier wieder dieser Anblick von Wehmut, was oft vorkommt, wenn wir solche Gebäude betreten. Einen Raum weiter überkam uns dann wieder dieses Gefühl. Der Eingangsbereich mit Treppenhaus, welches voll mit Holz verkleidet war und uns gedanklich in eine völlig andere Zeit versetzte.

Rechter Hand zeigte sich uns ein weiterer großer Raum. Ein Speisesaal mit reichlich vielen Mustern und teilweise bunten Lampenfassungen an der Decke. Ein Klavier stand vermodert und halb zerstört im Raum. Ein Fenster schimmerte grün, weil von außen der Efeu feine Muster um das Fenster spann. Auf dem Fensterbrett lagen viele alte Lampengläser. Sicher wurde hier zu Lebzeiten auch getanzt, denn das Klavier steht hier sicher nicht umsonst.

Speise und Tanzsaal

Zurück im Treppenhaus gingen wir die alten Holzstufen hinauf, welche sich oben in zwei Richtungen teilten. Links in eine Wohnung rechts waren hier wahrscheinlich mal Büros und Verwaltungszimmer untergebracht. Alle Räume waren leer, bis auf einen Raum. Hier war die Decke schon stark beschädigt und durch eindringendes Wasser hat sich auf dem Fußboden eine dicke Moosschicht gebildet. Diesen Untergrund nutzen nun Pilze für ihr Lebenswerk. Solche Bilder sind immer wieder faszinierend.

Ich möchte jetzt noch einmal zu dem Thema Schandfleck zurückkommen. Wie schon erwähnt sehen wir in einem verlassenen und verfallenden Gebäude etwas Negatives. Natürlich, schön ist etwas anderes, aber ohne diesen Vorgang, wären manche Gebäude entweder komplett neu hergerichtet oder abgerissen. Um so länger verlassen, um so mehr Zeit ist vergangen. Eine Zeitkapsel kann nur entstehen, wenn solche Orte lange Zeit unberührt bleiben. Wir können nur dann auf Entdeckungsreise in andere Zeiten gehen und Erinnerungen konservieren.

Dazu gesellt sich die Melancholie und die Wehmut. Zwei Eigenschaften, die wir in unserer heutigen schnelllebigen Zeit, die ständig die Bereitschaft des menschlichen Daseins fordert, eher einer Depression anstatt einer positiven Eigenschaft zuordnen. Aber warum eigentlich? Vielleicht liegt es eben an der schnelllebigen Zeit, die wenig Pausen zulässt. Vielleicht liegt es an den zu hochgesteckten Kriterien und Zielen der Gesellschaft, die von außen viel Druck auf Menschen machen, dass das Leben so und so, ganz fein gefiltert und strukturiert, auszuführen ist.

Interessant finde ich aber, wie das Thema verlassene Orte im letzten Jahrzehnt an Zulauf und Interesse gewonnen hat. So viele widmen sich diesem Hobby und erkunden selbst diese Zeitkapseln. Ein richtiger Hype ist daraus entstanden. Stellt dieses Hobby vielleicht sogar eine Flucht aus dieser verrückt-realen und steifen Welt dar?

Man könnte es vermuten, aber leider ist es auch hier größtenteils ein Wettbewerb um die tollsten Orte und Motive. Es spiegelt sich auch hier weder Tiefsinnigkeit noch Wehmut wider, sondern simple Erfolgsgeschichten für das eigene Ego in Form von Klicks und Likes.

Vielen lieben Dank fürs Zuhören und noch viel Spaß beim weiteren Fotos ansehen.



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