Spezialkinderheim Bräunsdorf – der Beweis für die Arrest-Zelle

Bis heute wird das Handeln der Erzieher und ihren damaligen Erziehungsmethoden in den Spezialkinderheimen der DDR heftig diskutiert, teilweise mit fadenscheinigen Argumenten sogar relativiert. Es war eine andere Zeit, die Kinder und Jugendlichen waren durch ihr Verhalten selbst daran schuld, oder die Erzieher waren selbst in ihrer Grundstruktur mit seelischem Leid behaftet. Das Bild von der Zelle im ehemaligen Spezialkinderheim in Bräunsdorf wird mitunter sogar geleugnet.

Diese Herangehensweise ist wenig sinnvoll für die Aufarbeitung dieser Zeit und ist auch oft ein Schlag ins Gesicht für Kinder und Jugendliche, die diesen Methoden schutzlos ausgeliefert waren, unabhängig davon, wie sie selbst in dieser Struktur funktionierten.

Ein Sicherungskasten im Treppenhaus mit der Aufschrift “Zelle”. Diese befindet sich auf der gleichen Etage.

Kinder sind immer abhängig von Erwachsenen und vor allem durch Erwachsene und deren Umfeld und Verhalten geprägt. Wenn wir Verhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen kritisieren, müssen wir immer unser gesellschaftliches Abbild, aber vor allem das Verhalten des Elternhauses, mit in den Fokus nehmen, weil dies die Grundvoraussetzung für die Entwicklung des heranwachsenden Menschen ist. Alles andere sind Ausreden, oder die Verschleierung von unangenehmen Tatsachen, die wir durch Wegschauen als Gesellschaft selbst zugelassen haben. Das gilt übrigens damals wie heute.

Dabei müssen wir uns alle die eigentlich einfache Frage stellen. Hat ein Kind die Wahl, etwas an seinen Lebensumständen zu ändern? Nein! Es sieht womöglich gar keinen Grund, weil die negative Prägung ein gefestigtes Bild des Alltäglichen umfasst. Missbrauch, egal in welcher Form, wird als normal betrachtet, bis das Bewusstsein ein anderes Bild aufzeigt, wenn das denn überhaupt geschieht.

Heute wird ebenfalls immer noch schnell der Zeigefinger erhoben, wenn jemand nicht in unser alltägliches Gefüge passt. Unterstützt durch einfaches Schubladendenken wird kritisiert und stigmatisiert, ohne auch nur ansatzweise den Lebensweg samt Erfahrungen des Einzelnen zu kennen. Dazu kommen schnell übereilte Forderungen von Erziehungsmaßnahmen. Damit sollten wir etwas vorsichtiger umgehen und nicht vorschnell alles in einen Topf werfen, was von außen irgendwie anders wirkt, oder sich nicht in unsere vorgefertigten Muster einfügt. p.s.: Dabei geht es nicht um körperliche oder seelische Gewalt anderen gegenüber. Dieses Thema müssten wir separat betrachten.

Deshalb gibt es auch keine Rechtfertigung für körperliche und seelische Gewalt an Kindern und Jugendlichen, weder damals noch zu einer anderen Zeit. Die Realität, dass ein Heim für Kinder eine Zelle, die deckungsgleich mit einer Gefängniszelle ist, zur Anwendung kam, ist mit nichts zu entschuldigen und gehört auf das Schärfste kritisiert.

Die sogenannte Arrest-Zelle im Spezialkinderheim Bräunsdorf ziert auch das neue Buch – “Die Weggesperrten”. Hier werden Erfahrungsberichte aus verschiedenen Spezialkinderheimen von Betroffenen berichtet.

Jetzt könnte man mein Geschriebenes als widersprüchlich sehen, da auch Erwachsene selbst einmal Kinder waren. Das ist richtig. Doch wie erwähnt sind diese Zellen real und die Erziehungsmaßnahmen staatlich legitimiert gewesen. Es sind demnach keine Einzelfälle.

Wir haben uns auch deshalb noch einmal im ehemaligen Kinderheim Bräunsdorf etwas genauer umgesehen. Neben der zunehmenden und sinnlosen Zerstörungswut und einem regen Begängnis auf dem Gelände, sind uns weitere Einzelheiten aufgefallen, die Aussagen und Erfahrungsberichte bestätigen.

Nehmt das Thema bitte auch etwas ernster. Spuk und Geistergeschichten passen zwar zu solch einem Ort und der Fantasie muss auch keine Grenzen gesetzt werden. Dennoch wird dieses Thema sehr überhöht und lenkt von der eigentlichen Thematik ab. Deshalb wäre es vielleicht hilfreich, das Thema gesondert zu betrachten und nicht wegen der Aufmerksamkeit und Attraktivität in Beiträgen und Videos zu vermischen. Aber das muss jeder selber für sich entscheiden.

Auch der Kellerraum, der in vielen Beiträgen als angeblicher Bunker genannt wird, in denen angeblich Kinder eingesperrt wurden und die Nacht verbringen mussten, ist vermutlich nur ein schön zusammen gestelltes Fotomotiv. Ein Arrest wurde selten gemeinsam vollzogen und es gibt auch keine Hinweise, dass dieses Kellerverlies so ausgesehen hat, wenn dann war es ein separater Raum für eine einzelne Person. Das Hinzudichten mag teilweise wirksam in seiner visuellen Darstellung sein, es schafft aber auch wieder Angriffsfläche in Form von Gegendarstellungen und der Bezichtigung der Lüge. Dies ist natürlich auch nur eine Vermutung von mir und kann gern in den Kommentaren berichtigt werden.

Kellerverlies

Related Post

7 thoughts on “Spezialkinderheim Bräunsdorf – der Beweis für die Arrest-Zelle

  1. Das Kellerverlies war in Wirklichkeit ein Luftschutzraum der Zivilverteidigung.
    Zu DDR Zeiten Gab es die in vielen Einrichtungen und Betrieben.
    Natürlich sind da keine Matratzen drauf, diese Räume wurden erst im Ernstfall final ausgestattet. Bettgestelle und Wasserbehälter u.andere Dinge waren so vorgeschrieben.

  2. Hallo die arrest Zelle befand sich im Haus 2 ganz oben auf dem Boden!
    Und wer etwas anders sagt scheint wohl nicht dort gewesen zu sein ich durfte 3 mal in jene Zelle Einsitzer… Mfg

    1. Genau so War es wirklich, unterm Dach. Wenn ich mich richtig erinnere hieß das auch Mumpe. Also meine Zeit ca. 1971 hat mit einem Hausleiter Herrn Ritter begonnen. Er zeigte beim ersten Gespräch auch einen Rohrstock. verprügelt wurde ich damit nie. Danach kam ein Herr Tümmel oder Tümmler. Das war ein arrogantes Arschloch. Von ihm wurde ich an den Haaren aus dem Gruppenzimmer über den ganzen Flur gezogen bis sich andere Erzieher einmischten. Ich habe nach den Ferien was von Bonanza in der Gruppe gesagt. Der Western lief wohl damals im ZDF. Die ausgerissen Haare habe ich damals an meine Mutter geschickt. Dazu musste man runter ins Dorf gehen und nicht erwischt werden. sie hat den Brief an das Jugendamt weitergeleitet. Auf jeden Fall war er danach freundlich er zu mir. Meine Nummer war 6/8. Ansonsten waren in diesem Haus ganz vernünftige Erzieher. Besonders Frau Bayer. eine Frau Hahnemann, hat fürterlich aus dem Mund gerochen. In der Schule habe ich von Frau Zakowski eine ins Maul bekommen, das mir sofort das Blut aus der Nase tropfte. Ich sollte ein Stück Papier auf dem Flur aufheben das ich nicht hingeworfen habe. in der Schule gab es auch eine ganz nette Frau RIedel die hat mich nach Jahren bei einem Besuch wiedererkannt .Später kam ich in das Haus links neben der Schule. Da gab es einen Herrn Bär, den mochte ich eigentlich. Bei einem Fußballgerangel mit einem Jörg Gerlach hat Herr Bär mir mit der Faust eine in die Fresse gehauen das ich sofort eine riesen Schwellung bekam und ein fettes blaues Auge hatte. Beim Essen gab es manchmal auch Bestrafung, dann 2 Minuten zum Essen Zeit. Wenn ich mich richtig erinnere, nannten wir das 80iger Rundschla g mit dem Löffel. 2,5 Jahre war ich da untergebracht. Die Zeit hat mir nicht geschadetund war bis auf die Vorkommnisse ok.Es hat mich hart gemacht. Über die Prager Botschaft habe ich die DDR am 1.10 89 verlassen und auch die BRD im Jahr 2003 Lebe zufrieden in Brasilien.
      MfG
      Maik Jost 61 Jahre

  3. Hallo, kann die vorherigen Kommentare nur bestätigen. Arrestzelle war im Haus ?, im DG. Leider auch kennengelernt. Das “Kellerverlies” war als Atombunker angedacht. Ich war von 1981-1983 “Gast” im Heim. In der Zeit hatten wir den “Bunker” eingerichtet bzw. neu hergerichtet. Weiß das jetzt auch nicht mehr genau. Wir sollten 1 Nacht dort verbringen. Wurde aber glücklicherweise gestoppt.

    Grüße

  4. ich war im Haus 1 untergebracht. da war rückwertig der Konsum im Erdgeschoss.
    im Erdgeschoss war der Essensraum. im 1. Etage war links ganz hinten der Erzieher Raum. ich war oben 4. Gruppe
    Erzieher Herr Schnell und Frau Kapitän.
    1970 bis1973 da untergebracht. Heimdirektor war Herr Starke.
    keine guten Erinnerungen. dem Herrn Blumentritt mußte ich mal in die Hosentasche fassen. mir kommt es wieder alles hoch. jugendweihe hab ich noch ein Bild. 8 von 10 Kindern hatten den gleichen Anzug an.
    im Haus 2 war im Dachboden eine Zelle. durfte ich Kennenlernen.
    wer mit mir Kontakt haben möchte, bitte per Email. joekluge1@gmx.de

  5. Ja! Es war so. Ich war von 1971-1976 in der Gruppe 10 unter (wer damit was anfangen kann)
    den Erziehern Bär u. Fuchs (Brüder) . Ich war immer ein Rebell und Durfte im Ganzen 5x 3 Tage
    in dieser Zelle verbringen oder Kohle schaufeln.
    Diese, im Heim, und einige andere, erlebte Züchtigungen lösten schwere Depressionen aus
    mit denen ich bis zum Ende leben muss!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert