Das Märchen von einem, der auszog, um das wahre Weihnachten zu finden

Wenn auf dem Rittergut Endschütz die Lichter angehen, es in der Nacht dazu noch geschneit hat und der Hof einsam in seiner Stille dahin ruht, ist dies eine ganz besondere Weihnachts-Atmosphäre. Auch wenn am Tage, es war Weihnachtsmarkt, schon reges Treiben herrschte und der ein oder andere Rempler mit anderen Menschen passiert, ist es doch kein gewöhnlicher Anblick, der dem Besucher dort geboten wird.

Dabei geht es, auch wenn der Glühwein und die Bratwürste in Strömen fließen, nicht nur um Essen und Trinken. Es ist das Gefühl für Weihnachten, was dieser Ort in seiner Gesamtheit ausstrahlt und zelebriert. Wenn heutzutage von Weihnachten oder Weihnachtsmarkt die Rede ist, verbinde ich das schnell mit Gedränge, teilweise lieblos gestalteten Märkten, die in ihrer Gesamtheit eigentlich nur das ausstrahlen, was uns bekanntlich auch im Alltag widerfährt. Stress, Ungeduld, Hektik und Gedränge. Wie ein voller Zug, in dem gedrängt Menschen sitzend und stehend voller Ungeduld auf ihren Haltepunkt warten.

Auf einem überlaufenen Weihnachtsmarkt will dazu niemand aussteigen. Da wollen alle zum Glühweinstand, oder wahlweise zur Fressbude. Aber reicht es denn nicht für mehr auf einem Weihnachtsmarkt? Versteht mich bitte nicht falsch. Ich mag es, auf einem Weihnachtsmarkt Glühwein zu trinken oder eine Bratwurst zu essen. Das gehört schon dazu. Aber was gibt es dort sonst noch? Was nehmen wir von einem Weihnachtsmarkt besinnliches mit nach Hause?

Steht da wirklich noch die Vermittlung von Weihnachten im Vordergrund, oder ist das Fest der Liebe und Besinnlichkeit ein durch und durch kommerzialisiertes Event? Leider beschleicht bestimmt nicht nur mich das Gefühl. Ich möchte natürlich auch hier differenzieren. Klar geben wir alle zu Weihnachten mehr Geld aus. Das Weihnachtsgeschäft ist für viele Händler die Einnahmequelle schlechthin. Und ich möchte auch Geld ausgeben zu Weihnachten und tue es auch.

Vielleicht bin ich da auch irgendwie hängen geblieben. Ich bin ja erwachsen und glaube jetzt eher weniger an den Weihnachtsmann. Wenn ich dann aber auf Märkten wie in Endschütz in Thüringen oder auch auf dem Appenhof hier im Meißner Triebischtal unterwegs bin und die Kinder sehe, wie diese reagieren, wenn sie den verkleideten Weihnachtsmann sehen, dann ist da dieses Weihnachtsgefühl auf jeden Fall da. Wie einige etwas ängstlich und verhalten reagieren, die anderen voller Mut auf den Weihnachtsmann zurennen, ihre Gedichte vortragen oder Lieder singen und am Ende eine kleine Kleinigkeit erhalten. Und ob verhalten oder mutig, sie wirken am Ende einfach glücklich. Denen reicht das. Da schreit keiner: „Der Glühwein ist alle, was für ein blöder Markt.“

Weihnachten auf dem Appenhof

Und wir Erwachsene? Ich für meinen Teil bin da raus aus dem Gedränge und der Hektik. Weihnachten ist für mich, am Abend die Lichter in den Fenstern leuchten zu sehen. Ob Weihnachtsstern oder Schwibbogen. Das vermittelt irgendwie Wärme und Geborgenheit und macht die sonst fremden Bewohner irgendwie nahbar. Oder wenn bei einem Winterspaziergang so Kaminduft durch die Luft zieht, einfach herrlich. Wir sind erst vor kurzem bei dem herrlichen Winterwetter über die Lande gefahren. Wenn man von weiten die Schneelandschaft und Dörfer sieht und aus den Schornsteinen der Häuser Rauch aufsteigt, dann vermittelt das ebenso ein heimisches Gefühl.

Auf Rittergut Endschütz ist das ähnlich. Wenn das alte Herrenhaus und die Zimmer mit Kerzenlicht durchflutet, der Weihnachtsbaum leuchtend am Fenster steht. Daneben ein alter Nussknacker und Holzpferd, zwar stumm, aber dieses alt ehrenwerte Gefühl vermitteln. Der Kamin lodert und knistert, dazu duftet es nach frisch Gebackenem aus der alten Küche.

Ein ganz besonderes Ereignis ist natürlich, wenn die Rittergutsbesitzerin Susann Schmidt Frau Holle spielt. Erwachsene und Kinder schauen dann mit großen Augen zum Fenster. Die Erwachsenen zücken ihr Handy und die Kinder sind voll begeistert und gehen während und nach dem Auftritt sich mit Federn bewerfen.

Frau Holle – Rittergut Endschütz

Doch einen Moment hab ich wie gesagt besonders genossen. Es sind die Momente, in denen alles still und ruhig ist. In der Nacht zum Sonntag gab wie schon erwähnt Neuschnee auf Rittergut Endschütz. Dazu habe ich früh schon mal angefangen, alle Kerzen anzuzünden. Und die stehen dann flackernd da im Neuschnee. Auch wenn es kalt war, vermittelt das irgendwie etwas ganz Besonderes. Eine simple Kerze im Schnee. So einfach kann das sein.

Aber natürlich schaffen das auch andere Weihnachtsmärkte. In Waldheim und auf dem Appenhof hat man Feuerschalen aufgestellt. Da stehen dann die Besucher drumherum und trinken dort ihren Glühwein oder essen ihre Bratwurst. Da kommt man auch mal ins Gespräch. Das sind aber so Dinge, die gehen meist auf großen Märkten gar nicht. Da würden einige Besucher Feuer fangen, weil es viel zu voll ist. Oder brennende Kerzen. Das sind ja heutzutage ganz gefährliche Kreaturen. Es könnte ja etwas abbrennen.

Manchmal hab ich echt das Gefühl, dass sich zwar unsere Technologie immer weiter entwickelt, wir uns aber immer weiter von einer Entwicklung lossagen und uns immer mehr auf eben diese Technologie verlassen. Ich mein, was ist in 50 Jahren? Ob da noch jemand weiß, wie man richtig Kaffee kocht oder sich ein Brot schmiert?

Ich bin keineswegs gegen Fortschritt und Technologie. Die hat ihren Stellenwert und ist in vielen Dingen nützlich und unabdingbar, da gibt es keine Frage. Aber es ist halt auch eine extreme Abhängigkeit. Heute rufen z.b. Bürger den Notruf, weil der Strom mal 2 Stunden ausgefallen ist. Und ja, für viele ist es dann auch ein Notfall, weil überhaupt nichts mehr funktioniert und keiner weiß, wie es ohne funktionieren kann und soll. Ein Ladenbesitzer hat mir vor kurzem erzählt, er würde lieber eine alte, mechanische Kasse in den Laden stellen. Bei Stromausfall kann er damit trotzdem noch die Kasse bedienen. So altmodisch das war, so anfällig ist unsere heutige, hochmoderne Technologie, die eben auch ihre Schwachstellen hat und selten bedacht werden.

Aber wie die alte Kasse ist es mit den Kerzen. Die funktionieren halt ohne Strom und vermitteln wie die alte Kasse auch eine ganz andere Stimmung. Ich bin ja der Meinung, man muss nicht alten Dingen hinterher trauern und damals war auch nicht alles besser. Aber es war stimmungsvoller von seiner ästhetischen Form, die dem Menschen vielleicht viel näher ging. Heute wirkt halt alles steril und kostengünstig. Gerade und eckig. Und leider wirkt dann auch genauso die Gesellschaft, die in solchen Konstrukten lebt. Geradlinig, wenige Kanten und Falten, zumindest glauben sie das, durch bestimmte Ding kaschieren zu können.

Und natürlich ändern sich auch die Zeiten. Jede Generation ist ja der Meinung, ihre wäre die beste gewesen. Das stimmt nicht. Jede Generation hatte gute und schlechte Gegebenheiten, gute und schlechte Menschen, gute und schlechte Entscheidungen. Nur bin ich der Ansicht, wir könnten von allen Generationen lernen und gute Dinge mit integrieren. Es muss nicht alles gleich aussehen und jeder denselben Geschmack haben. Technologie ist wichtig und kann auch zu vielen Erleichterungen führen. Mit der Zeit gehen ist auch ganz wichtig, nur dürfen wir dabei nicht die Dinge für Herz und Seele vergessen und stocksteif Weihnachten vermitteln, wobei es nur ums konsumieren geht.

Wir nehmen uns damit einen ganz wichtigen Aspekt, und zwar die Besinnlichkeit, die Gemütlichkeit vermitteln soll und Menschen zusammenführt, was gerade nach den letzten Jahren wichtig ist. Und genau das funktioniert selten zwischen Menschenmassen, auch wenn ich weiß, dass dies nicht wirklich vermeidbar ist.


In diesem Sinne. Lasst Euch den Glühwein und die Bratwurst schmecken. Ich habe ja hier genug andere Dinge aufgezählt, die Weihnachten ausmachen können. Habt alle ein besinnliches Fest und frohe Weihnachtsfeiertage und kommt gut ins neue Jahr.

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