Vorweg möchte ich schreiben, dass Friedhöfe Orte sind, die von Menschen besucht werden, die ihre Verstorbenen betrauern und oft voller Schmerz über das Ableben ihrer Angehörigen sind und dies über alles andere respektiert werden sollte. Es versteht sich von selbst, leise und sorgsam diese Orte zu besuchen und sie wieder zu verlassen.
Doch was fasziniert eigentlich so viele Menschen Abseits von der Trauer an Friedhöfen? Sicher geht es dabei nicht um Totenkult oder das Ausgraben von Überresten, so wie es oft medial dargestellt wird, sondern es ist die faszinierende Ruhe und Stille, die diese Orte umgeben. Jene fast schon entspannende Stille entsteht wohl dadurch, dass das Reich der Toten etwas mit der Angst vor dem eigenen Tod und der Ruhestätte von Verstorbenen in Verbindung gebracht wird und diese Orte von den meisten sehr respektiert, aber auch gemieden werden.
Beim Eintritt durch ein Friedhofstor betreten wir eine andere Welt. Das Reich der Toten ist nicht laut, sondern von Trauer und Ehrfurcht, aber auch von vielen Mythen durchzogen. Ein schauriger und demnach interessanter Ort.
Und ähnlich wie an verlassenen Orten, ist es die Faszination an alten Dingen. Die Reise in eine vergangene Zeit. So ist es nicht verwunderlich, dass vornehmlich die alten Teile der Friedhöfe von mir erkundet und fotografiert werden.
Dabei spielt auch die Handwerkskunst der Steinmetze eine große Rolle. Liebevoll hergestellte Figuren und Ornamente sind dabei besonders reizvoll. Im Gegensatz zu heute, sind die alten Arbeiten ansehnlicher und vermitteln dem Betrachter einen gewissen Einklang mit dem Friedhof und seinem Zweck. Ein Friedhof sollte eine gewisse Atmosphäre ausstrahlen. Lieblos aneinander gereihte Steinklötze, so wie es heute üblich auf Friedhöfen ist, sind da weniger liebevoll. Ähnlich wie die neuen Betonklötze, die sich heutzutage „Bahnhöfe“ nennen. Aber wir wollen es eben billig, einheitlich und bequem.
Der Wolfgang Friedhof im Meisatal erfüllt jedoch einige Anforderungen, dem ein schöner Friedhof gerecht wird. So ruhig wie dort, ist es selten auf einem anderen Friedhof in Meißen. Das rührt jedoch daher, dass er eigentlich recht klein von der Gräberanzahl ist und daher wenige Menschen ihn frequentieren. Dafür gibt es aber sehr viele alte und schöne Gräber, die stellenweise fast naturbelassen sind und dabei diesen Flair aus alten Horrorfilmen versprühen. Es passiert auch schon mal, dass Gräber offen stehen und man einen Einblick in das Innere erlangen kann.
Aufgefallen ist mir außerdem, dass diese alten Gräber ehemaligen Gutsbesitzern aus der Umgebung von Meißen gehören. Ein berühmtes Familiengrab hab ich ebenfalls entdeckt. Es gehört der Familie Bidtel. Der Name Dr. Julius Bidtel dürfte einigen bekannt sein. Er gründete um 1861 die Firma „Dr. Julius Bidtel“, aus der die bekannte Bidtelia hervorging, die vor allem durch ihre Keramikherstellungen bekannt wurde und bis heute bekannt ist.
Im nächsten Teil meiner Blog- und Fotoreihe über Alte Friedhöfe in Meißen, möchte ich euch den alten Johannesfriedhof in Meißen Cölln vorstellen und ein wenig über das Vorurteil „Störung der Totenruhe auf Friedhöfen„ schreiben. Jetzt gibt es aber noch ein paar Fotos vom Wolfgang Friedhof und hoffe, dass euch dieser Blog gefallen hat. Bis zum nächsten Mal.
Du hast die „besondere Stimmung“ an solchen Orten perfekt mit der Linse eingefangen. Fotografen auf Friedhöfen kann man heute oft begegnen. Es gibt sogar solche, die den Zug von Trauernden behindern und praktisch mit ihren Füßen über Leichen (Gräber) gehen. Leider.
Es gibt allerdings auch Foto-Kollegen, die sich fast unbemerkt und diskret auf Friedhöfen bewegen. Das macht Hoffnung, Nicht die Kamera sondern eine entsprechende Pietät ist das wichtigste Werkzeug des Fotografen.
Übrigens wurde die Firma Bidtelia auch durch die Erfindung und Herstellung von Glasuren-Farben für keramische Zwecke weltberümt.
Gruß Numismaticus