Alle Jahre wieder, vor allem wenn ein Jahr zu ende geht, bestimmt ein Thema die Medien. Silvesterknallerei. Die einen lieben es, die anderen hassen es und eine vernünftige Diskussion ist selten möglich.
Dabei könnten wir womöglich darüber diskutieren. Doch viel zu oft wird selbst ein sachliches Contra als schmerzliche Bevormundung oder Verbot wahrgenommen. Was mich nicht wirklich verwundert. Medial ist das Thema wie Corona, Impfungen oder Ausländer ein beliebtes Stilmittel, um Menschen dahinzubewegen, emotional zu werden. Emotionen und Ängste sind oft schlechte Ratgeber, medial gesehen, vor allem im Social Media Bereich, extreme Klickwunder.
Damit sind Medien angehalten, diese Themen immer und immer wieder zu wiederholen, weil dieser Content die Algorithmen und die emotionalen Ängste befriedigt. Am Ende wird gestritten, gepöbelt und an eine sachliche Diskussion ist nicht mehr zu denken. Gewinner sind Seiten, Prominente und auch Parteien, die immer wieder das gleiche tagtäglich ansprechen, dabei aber wenig Lösungsvorschläge, oder überhaupt sinnvolle Inhalte liefern.
Die meisten, ich sage es mal frei heraus, kotzen was in die Welt und ducken sich dann weg. Als würde man bewusst ein Thema den Geiern zum Fraß vorwerfen und dann verschwinden. Mit viel Futterneid und wildem Getöse wird dann das Hingeworfene zerfleischt, sich gegenseitig vertrieben, weil der eine mehr von dem dicken Brocken Aufmerksamkeit und Rechthaberei abhaben will. Mit dem großen Unterschied, dass die tierischen Geier sich danach wieder vertragen.
Aber kommen wir jetzt zum Silvesterfeuerwerk. Und dabei will ich mal ganz von vorn anfangen. Als Kind war Feuerwerk, und die allgemeine Knallerei, natürlich für mich faszinierend. Das kommt sicherlich daher, dass es als Kind verboten war mit Raketen und Böllern zu hantieren. Bis heute verstehe ich deshalb Verbote nicht. Wer etwas verbietet, macht die Sache erst Recht interessant und rückt diese in den Fokus unserer Interesse. Es gibt selbst Studien, die belegen, dass Verbote eine gewisse Neugier in uns auslösen. Denn wer etwas verbietet, hat etwas Interessantes zu verbergen. Das gilt auch bei unserem Hobby der Lost Place Fotografie.
Als Jugendlicher ist dann natürlich die Neugier durch Verbote und Zeigefinger so groß, dass es kein Halten mehr gab. Es wurde geballert was das Zeug hielt. Dabei muss ich sagen, ging es soweit gesittet zu, dass sich niemand verletzt hat, oder Außenstehende verletzt wurden. Aber natürlich wurde viel gekauft und wir sind vollgepackt durch die Straßen gezogen. Das war eine Zeit lang zu jedem Silvester einfach so und es gab da auch keine Widerrede, außer vielleicht von den vernünftigen Mädels, die uns schon damals unweigerlich klar machten, dass wir uns wie Höllenmenschen aufführen. Wer hat wohl den dicksten und lautesten Knaller in der Tasche?
Und natürlich hatten die Mädels damals vollkommen recht. Es war ein reines Imponiergehabe. Nichtsdestotrotz war es eine schöne Zeit und sie gehörte zum Erwachsenwerden dazu.
Mit dem Erwachsenwerden schwand das Interesse nach der Knallerei. Wahrscheinlich liegt das daran, dass die Interessen sich auf andere Dinge fokussierten. Ich für meinen Teil wurde eher der Einzelgänger, der durch die Gegend streifte, um Natur und Geschichte unserer Gegend kennenzulernen. Dazu gesellte sich dann Hündin Shiba, mit der ich jeden Tag ausgiebig von früh bis Abends draußen herumstrolchte.
Und hier erlebte ich auch zum ersten Mal, wie ein Tier auf Silvesterknallerei reagieren kann. Völlig verängstigt und apathisch in die letzte Ecke gekauert, erlebte ich meine treue Begleiterin, der im Alltag gar nichts und niemand etwas anhaben konnte. Ihr Verhalten ist dabei gar nicht ungewöhnlich. Silvesterknallerei löst bei gewissen Tieren, und das gilt vor allem für sensible Tiere wie Katzen und Hunde, einen Fluchtinstinkt aus. Da es überall knallt und das Tier nicht wirklich flüchten kann, kommt Angst und Verwirrung hinzu. Es kommt daher nicht selten vor, dass vor allem zu Silvester Hunde von zu Hause weglaufen und umherirren. Bei gewissen Wildtieren ist das ähnlich, wobei Haustiere meiner Meinung in Städten besonders anfällig sind, da kein Rückzugsort vorhanden ist.
Die Jahre mit Hund und Silvester waren daher immer wenig entspannt. Vor allem fand und finde ich auch heute noch, dass Tage vorher schon fast jeden Abend Silvester ist. Eigentlich sogar, je nach Wohnort, jedes Wochenende im Jahr. Dazu hatten wir hier im Elbtal diese fast tägliche Knallerei mehrmals am Abend und in der Nacht. Und das noch in Form von Explosionen. Auch daher ist es ist verständlich, dass es einige nervt.
Ich für meinen Teil sehe das heute entspannter. Ich belächel zwar immer noch das Verhalten, gerade jetzt nach zwei Jahren angeblichen Verkaufsverbot und das Anstehen und leer kaufen der Discounter, genau wie die Argumente, wir durften ja nicht, deswegen jetzt erst Recht, obwohl fast jedes Wochenende geknallt und auch die letzten Silvester ordentlich Zeug in die Luft gejagt wurde, aber gut. Es wurde ja auch forciert und irgendwie medial genau dahin geschrieben.
Widerwillen wird wahrscheinlich jetzt, wie ich damals als Jugendlicher, eine Trotzphase durch Verbote und Gängeleien einsetzen und das Knallzeug als revolutionäre Argumentationskette eine noch nie dagewesene Knallerei entfachen. Interessant ist dabei, dass die Bevormundung eigentlich genau hier anfängt. Ich will niemanden etwas verbieten. Rücksichtnahme ist das Zauberwort, was Menschen die gern Böllern selbst für sich in Anspruch nehmen.
Ich nehme gerne Rücksicht. An Silvester. Da kann sich jeder austoben wie er möchte. Gern auch zu privaten Anlässen über das Jahr. Interessiert mich alles nicht. Aber dieses extreme jetzt erst recht, dieses trotzige Verhalten ohne Rücksichtnahme auf andere Menschen und Tiere, ist einfach lächerlich. Und das darf jeder sagen, ohne das es dabei darum geht, etwas zu verbieten. Es ist eine Ansichtssache aus Erfahrungen mit Tieren und Menschen, die vielleicht der ein oder andere auch mal machen sollte, um es zu verstehen. Genau wie ich, der verstehen kann, warum eine Gruppe Jugendlicher gern zu Silvester um die Häuser zieht. Auch die Familie, die um 0 Uhr mit ihren Kindern paar Raketen starten lässt. Alles gar kein Thema.
Irritierend finde ich auch, dass immer alles kritisiert werden darf und soll, aber bestimmte Dinge ein gewisses Schutzschild besitzen und Kritik daran als Bevormundung und Verbote gesehen werden. Es wird kein Feuerwerksverbot geben. Dafür ist der Absatzmarkt viel zu groß, was selbst die Grünen und Klimaschützer kalt erschauern lässt und man dazu auch rein gar nichts auf ihren Internetpräsentationen findet.
In diesem Sinne, wünsche ich Euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr und lasst es vielleicht mal mit etwas Bedacht krachen.