Wenn es draußen regnet, windet und ungemütlich kühl ist; die Regentropfen gegen das Fenster schlagen und sich fallende Blätter im Winde verwehen, dann ist die Laune meist getrübt und gedrückt. Dabei gibt es doch nichts Schöneres, es sich bei diesem Regenwetter mit Tee oder Kakao gemütlich zu machen. Sich in die Kuscheldecke einkuscheln, wahlweise die Kuscheldecke mit einem Menschen den man gern hat tauschen, ein Buch zu lesen, Gedanken austauschen, oder einfach mal nichts tun!
Wenn ich manchmal nichts tue, dann bin ich eigentlich ein Nichtstuer. Das ist gar nicht so gern gesehen. Ich sitze oder liege so herum, habe dabei eine oder zwei Hände hinter den Kopf gelegt, starre in die Gegend oder Luft und mache augenscheinlich nichts.
Aufgefallen ist mir jedoch, dass diese Phase des Nichtstuns kreativer nicht sein könnte. Alle Gedanken und Sorgen müssen dabei vorher durch das Nichtstun ausgeschaltet sein. Dann kreisen die Gedanken um Dinge, die einen interessieren und wichtig sind. Als Fotograf schwirren mir dann verschiedene Bilder im Kopf umher. Manchmal Perspektiven oder gar richtige Bilder. Vor allem Landschaftsbilder, wobei es diese Landschaft hier gar nicht so gibt, sehe ich sie so vor mir. Meist sind diese Bilder gemalt. Also so, wie wir sie von Malern kennen. Keine fotografischen Bilder. Die Fotografie richtet sich meist zu sehr nach fertigen Dingen. Ich muss nicht kreativ sein, wenn ich ein Foto mache. Kreativ wird es erst, wenn ich mir vorher und nachher darüber Gedanken mache, wie das Bild auszusehen hat.
Daraus entstehen auch teilweise meine „gemalten“ Fotografien. Die Verbundenheit zur Natur habt ihr sicher längst erkannt. Auch diese Verbundenheit entsteht durch augenscheinliches Nichtstun. Raus in die Natur gehen, der Sonntagsspaziergang oder wandern gehen, wird ja heutzutage mit Freizeit verbunden. Die meisten Menschen gehen am Wochenende spazieren, um abzuschalten. Den Stress der Woche hinter sich lassen. Meist gehen sie dann aber auch abgeschaltet durch die Natur, weil der Stress überwiegt. Es bräuchte eine Weile genau diesen Ruhezustand, um die Natur bewusster wahrzunehmen.
Denn mit der Zeit werden die Sinne immer feiner und sensibler. Man fängt an, die kleinsten Dinge wahrzunehmen. Geräusche von Tieren zum Beispiel. Oder man sieht immer feiner mit dem Auge Tiere, die durch den Wald huschen. Was sehr nützlich ist, wenn der Hund mal von der Leine ist. Selbst das Fallen eines Blattes verfolge ich oft. Wie der Wind durchs Laub rauscht kann je nach Jahreszeit bedrückend oder erheitern wirken. Auch daran wird dann entschieden, was fotografiert und wie am Ende das Foto bearbeitet wird.
Kleine Dinge werden dadurch immer größer und das Nichtstun bekommt eine ganz andere Bedeutung. Aus dem Nichtstun und der daraus resultierenden Kreativität entsteht Schaffenskraft und neue Ideen. Aus dem gemütlich wirkenden und augenscheinlichen Faulenzermodus, geht es bei Regen oder Schnee früh raus auf die Straße und es werden genau diese Ideen und Perspektiven in Form von Fotografien umgesetzt.
Auch in der Stadt beim fotografieren ist augenscheinliches Nichtstun notwendig. Geradeaus durch die Gassen hetzen funktioniert nicht. Die in der Natur erlernten Skills, um mal jugendlich umgangssprachlich auf die Kacke zu hauen, kommen mir auch hier zugute, obwohl längeres Verweilen im städtischem Umfeld bei viel Lärm sehr anstrengend für die sensiblen Sinne werden kann. Aber wie oft habe ich es schon gehört. Du zeigst uns immer wieder Perspektiven und Dinge, die wir selbst nicht wahrgenommen haben, obwohl wir hier so oft entlang laufen. Das ist aber nicht zu vergleichen. Bewusst gehe ich augenscheinlich gelassen und entspannt durch die Meißner Gassen und suche dort nach Motiven und Perspektiven, die ich selbst auch noch nicht gesehen habe.
Und heute haben wir ja dieses ungemütliche Regenwetter, was zum Nichtstun einlädt. Bei meinem heutigen „Nichtstun“ sind einige diese Bilder entstanden.
Ich wünsche euch hiermit einen gemütlichen Abend. Ohne oder mit dem Nichtstun 😉