Ich bekomme immer mehr mit, wie einige
Hundebesitzer eine richtige Ablehnung gegen den Wolf haben, diese
aber gar nicht wirklich begründen können.
Der domestizierte
Wolf, der lieb mit seinen Kulleraugen daheim auf dem Sofa sitzt, ist
vielen das liebste Haustier. Der gezähmte Abkömmling des Wolfes ist
oft treuer Begleiter und auch manchmal Seelsorger in schweren Zeiten.
Manche Menschen umsorgen ihre Vierbeiner wie Kinder und es ist einen
schwere Verlust, wenn sie von Ihnen gehen. Therapie- und Blindenhunde
helfen vielen Menschen in Situationen, die sie alleine nicht mehr
bewältigen können oder unterstützen sie dabei.
Wenn wir unsere gezähmten Wölfe genau
beobachten und nicht nur zu hause auf dem Sofa dick werden lassen,
mit Ihnen raus gehen und lange Spaziergänge durch die Natur
unternehmen, werden wir merken, wie viel Wolf in unserem Haustier
eigentlich steckt.
Da wird der kleine Dackel schnell zum Hasen
oder Fuchsjäger. Auch Rassen die wenig mit Jagdhunden gemein haben,
werden schnell aktiv, wenn ein potentielles Beutetier vor ihnen her
rennt. Wer seinen Hund dann nicht genau kennt und unter Kontrolle
hat, erlebt das, was eigentlich sehr oft in unseren Wäldern
passiert. Ein Hund hat ein Reh oder ein anderes Wildtier gerissen.
Das wird aber selten erwähnt und auch selten untersucht. Denn es passiert meist im Verborgenen und ein Jäger wird nicht erkennen, ob ein Wolf oder Hund das Reh gerissen hat. Auch Schafe werden von Hunden gerissen. Füchse räubern ganze Hühnerställe leer, aber es findet keine Erwähnung.
Bei dem Reizthema wilder Wolf sieht es anders aus. Dieses wilde, aber eigentlich normale Verhalten eines Wildtieres, wird zunehmend verteufelt. Aber es ist, wie der Name schon sagt, ein Wildtier und kein Haustier, was man an der Leine Gassi führt. Und das ist scheinbar unser Problem.
Wir wollen alles unter Kontrolle halten und begradigen, damit wir ungestört und ohne Hindernisse überall hinkommen. Und auf keinen Fall dürfen wir dabei gestört werden. Wir schränken normales Verhalten ein, weil es unserer Vorstellung nach nicht passt und wundern uns dann darüber, dass die Natur nicht mehr richtig funktioniert und immer mehr Probleme bereitet. Das Bienen- und Insektensterben ist nur ein Problem von vielen. Die Flussbegradigungen von Gewässern, die Bauweise von Häusern und so weiter und sofort. All das hat Auswirkungen auf die Natur und Umwelt.
Das Vogelsterben wird ja oft allein dem Waschbären in die Schuhe geschoben. Zum Teil stimmt das auch. Doch auch wir haben unseren Anteil daran. Wenn ich mir hier auf dem Luminohof die alte Bauweise ansehe und wie viele Vögel hier ihre Nester in Röhren und Spalten bauen, wo kein Waschbär hinkommt, wie es dann im Frühling aus jeder Ecke und Nische piepst, dann ist es verständlich, dass gerade in Städten kaum noch Vögel zu hören sind, weil alles zubetoniert ist und gerade sein muss.
Wenn alte Bäume, die angeblich krank
oder morsch sind, sofort abgeholzt werden, welche perfekte
Behausungen für Insekten und Vögel darstellen, kann natürlich kein
Insekt überleben. Kein Lebensraum für Insekten, keine Nahrung für
Vögel, bedeutet weniger Insekten und Vögel. Aber was hat das mit
dem Wolf zu tun? Auch der Wolf dient einem Zweck. Das unsere Wälder
krank sind, ist auch kein Märchen oder nur zusammen gesponnener
Blödsinn. Der Wolf reguliert den Wildbestand in einem natürlichen
Maß, wo unsere Jäger gar nicht nach kommen, weil es zu viel Wild
gibt. Wo es zu viel Wild gibt, werden junge Triebe vernichtet und der
Baumbestand geht zurück. Dort wo es kein Nachwuchs gibt, gibt es nur
alte und kranke Bäume und auch hier fehlt gesunder Lebensraum für
Vögel und andere Arten.
Das alles sind ja auch keine
schwierigen unlogische Gedanken, die da geknüpft werden müssen. Und
wer ein wenig die Natur beobachtet, erkennt diese einfachen
Verbindungen von ganz allein, ohne irgendeiner Partei angehören zu
müssen, die als Steigbügelhalter benutzt wird, um alles in Frage zu
stellen. Aber für inkompetente und schlecht aussehende
Parteimitglieder kann ja der Wolf und die Natur nichts.
Das
einzig vernünftige Argument was ich von den Wolfsgegnern höre, ist
der Verlust von Vieh. Aber auch dieses Argument ist gekoppelt an
einer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung. Der Beruf
des Schäfers war mal lukrativ und lohnend. Heute hat es ein Schäfer
schwer und ein Verlust von Tieren ist immer Mist.
Auf jeden
Fall ist es verständlich, dass wenn ich etwas verliere was meine
Existenz sichert, ich auf den Verursacher nicht gut zu sprechen bin.
Aber dann müssten wir Menschen uns auch gegenseitig an die Gurgel
gehen. Wenn zum Beispiel meine Fotos ungefragt genutzt werden, was in
letzter Zeit sehr häufig vorkommt und sicher viel an meinen
monatlichen Einnahmen aus macht, fordere ich doch keinen Abschuss von
Bilderdieben. Ich kann dagegen gerichtlich vorgehen und mein Recht
geltend machen. Genau das fehlt vielleicht woanders auch, wo der Wolf
Schaden anrichtet. Obwohl auch hier Entschädigungen gezahlt werden,
wenn bestimmte Bestimmungen eingehalten werden, die wiederum
gefördert werden, falls nicht vorhanden.
Aber etwas vor machen brauchen wir uns nicht. Unseren gezähmten Wölfen kaufen wir das Fressen ein und stellen es ihm vor die Nase. Wenn er krank ist bezahlen wir natürlich ohne großartig darüber nachzudenken horrende Arztkosten. Wir verhätscheln und verwöhnen ihn. Ein wilder Hund, dem Wolf, sprechen viele sein Dasein ab, obwohl sie selbst einen Hund haben. Vielleicht appellieren wir an die Wölfe, doch bitte im Supermarkt einkaufen zu gehen. Das Problem wäre ganz schnell gelöst. Und leider geht es nur genau darum, dass ein Lebewesen Nahrung benötigt. Das einfachste und simpelste, um auf der Welt existieren zu können.
Über Ängste, die ein Wolf auslöst, sollte nun im 21. Jahrhundert eigentlich nicht mehr diskutiert werden. Biologen und andere Experten würden nie behaupten, dass der Wolf im Menschen Nahrung sieht, was nicht bedeutet, dass es einzelne Problemtiere gibt, die jetzt schon geschossen werden, falls keine andere Möglichkeit hilft, den Wolf vom Menschen fernzuhalten. Aber auch hier hat der Mensch oft seine Finger im Spiel. Wölfe wurden gefüttert und haben sich somit an den Menschen gewöhnt. Wenn Wölfe in Dörfern auftauchen, sind das meist junge Wölfe, die ihr Rudel verlassen haben und auf der Suche nach neuen Territorien sind und dabei unweigerlich auf den Menschen stoßen.
Es ist irgendwie für mich völlig unverständlich, warum diese Angst besteht und manche Menschen diese Angst schüren. Es könnte ja in Zukunft passieren, dass Menschen angegriffen werden. Was kann denn noch alles in Zukunft passieren? Das Menschen durch Unfälle, Krankheiten oder andere Menschen zu schaden kommen? Das kann ich auch vorhersagen. Diese Gefahren sind real, aber auch nicht die Regel. Sie passieren, aber wir können sie nicht verhindern. Außer wir verbieten alles und schießen alles tot, was uns irgendwie Schaden zufügen könnte.
Jetzt habe ich ganz schön viel geschrieben und war teilweise auch etwas außer mir. Verzeiht den rauen Ton. Am Ende möchte ich noch erwähnen, dass Angriffe von Wildschweinen auf den Menschen viel öfter passieren, aber viel weniger Beachtung finden, auch wenn diese Angriffe ebenso selten vorkommen. Eine Bestätigung eines Wolfsangriff auf den Menschen seit seiner Wiederkehr ist nicht belegt.