Verlassen im Harz – Die vergessene Pension

Eine alte Pension, lange geschlossen, und an vielen Stellen schon in sich zusammengefallen. Hier kommen mir wieder unweigerlich Fragen und Zusammenhänge in den Kopf geschossen, die nicht wirklich leicht zu beantworten sind.

Was passiert mit unserer Wohnung, Haus, Firmengebäude, oder allgemein unserem Hab und Gut, wenn wir irgendwann nicht mehr da sind? Natürlich ist der normale Ablauf bekannt, aber was passiert, wie in vielen Fällen, wenn es um verlassene Orte geht, mit den persönlichen Dingen von Menschen, die jetzt vielleicht im Heim, oder sogar nicht mehr auf dieser Welt sind?

Stellen wir uns einmal ein irrationales Ereignis vor. Ein Mensch, in den meisten Fällen mehrere Menschen als Familie, haben sich in ihrem Leben etwas aufgebaut. Nehmen wir hier einfach diese kleine Pension im Harz. Mit viel Mühe und Fleiß wurde alles hergerichtet. Irgendwann kamen Gäste, die Urlaube machten, im Restaurant Kaffee tranken und zum Abendessen kamen.

Viele Jahre, oder sogar Jahrzehnte, war Leben in der alten Pension. Es kamen vielleicht auch Stammgäste, mit denen die Besitzer am Abend zu Tisch saßen, Gedanken und Lebensgeschichten austauschten, einen guten Wein tranken, vielleicht auch mal ihr Herz ausschütteten und ihren Unmut klagten.

Es war gemütlich in diesem Haus. Am Abend spielte der Hausherr am Klavier für seine Gäste Musik. Das Frühstück war immer schön hergerichtet, der Kaffeeduft zog durch die kleinen Gänge im oberen Geschoss, in dem sich die kleinen Gästezimmer befanden.

Eines der Gästezimmer


Nach dem Tod der Besitzer, rechnen wir mal grob 20 Jahre ist diese Pension schon verlassen, können die Menschen, die dort lebten und arbeiteten noch einmal auf ihr Lebenswerk zurückblicken. Vieles ist zusammengefallen, verschimmelt und zugewuchert. Es steht aber alles noch an seinem ursprünglichen Platz.

Was glaubt Ihr, wie diese Menschen sich wohlfühlen mögen, wenn Sie ihr ehemaliges Lebenswerk so sehen würden?

Eine Erkenntnis kommt hier ganz schnell wieder zum Vorschein. Wir als Menschen sind so kleine Zahnräder in einem so großen Gefüge und es kräht einfach kein Hahn mehr nach uns, wenn eine gewisse Zeit vergangen ist. Die Wichtigkeit, die wir uns manchmal aufbürden, man müsse es allen recht machen etc., verkommt bei diesem Gedanken zu einem kleinen Licht.

Doch. Zu Lebzeiten haben diese Menschen anderen womöglich einen schönen Urlaub beschert. Sie haben es anderen gemütlich gemacht, gutes Essen gekocht und haben damit zum Wohlbefinden der Gesellschaft beigetragen. Das klingt vielleicht etwas blumig geschrieben, da sicherlich auch harte Arbeit und Stress eine Rolle spielten. Doch wenn man sich mit älteren Leuten unterhält, die in ihrem Leben hart gearbeitet haben, reden diese immer gern darüber und wirken nicht unglücklich dabei.

Ich will die guten alten Zeiten, wie sie oft genannt werden, nicht verherrlichen, doch der heutige Input, den wir vor allem medial negativ untergejubelt bekommen, legt den Fokus oft auf Dinge, die uns selbst vielleicht etwas außen vor lassen und gar nicht betreffen. Wir müssen anderen gefallen, strebsam und achtsam sein. Es sind auch immer die anderen an allem Schuld, obwohl wir uns bei manchen Dingen vielleicht selbst im Weg stehen.

Wir sind so oft online und mit negativen Dingen beschäftigt, wir hätten in der Zeit vielleicht selbst schon eine kleine Pension mit eigenen Händen aufgebaut. Natürlich ist das symbolisch gemeint. Es könnte auch eine persönliche Sache sein, die weniger Geld kostet, aber eben uns einfach Spaß macht und unser Leben bereichert. Vielleicht bereichert es auch irgendwann andere Menschen, wenn wir selbst etwas gefunden haben, was uns selbst bereichert und guttut.

Die Küche


Ich hätte jetzt natürlich auch abermals schreiben können, wie traurig dieser Anblick ist und dass die Besitzer, wenn diese von oben herabblicken und ihr Lebenswerk so sehen, am Boden zerstört wären. Das sind vielleicht gar nicht, denn ihr Lebenswerk ist ja noch da und erfreut heute viele Fotografen und Forscher. Ich würde nicht darüber schreiben, wenn die Nachfahren alles ausgeräumt, verkauft oder gar abgerissen hätten.

Das Geschriebene, was hier entstanden ist, beruht auf diesen verlassenen Ort. Er inspiriert, schafft Kreativität in Schrift und Bild. Das Lebenswerk der einstigen Besitzer schafft es heute noch, etwas anzuregen und vielleicht sogar in Zukunft zu bewegen.

Natürlich ist dieser Ort irgendwann verschwunden. Das ist der Lauf der Dinge und Zeit geschuldet. Es ist auch die gleiche Frage, was irgendwann mit meinem hier Geschriebenen und Bildern passiert, wenn ich selbst nicht mehr da bin. Irgendwann geht die Webseite offline, weil die Servergebühren nicht mehr bezahlt werden. Mein Lebenswerk geht schneller offline, als diese alte Pension in sich zusammenfallen wird.

Vielen Dank fürs Zuhören

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