Gestern um dieselbe Zeit stampften wir noch durch fünf Zentimeter Schnee auf die Festung Königsstein und heute in der prallen Sonne hätte man fast kurzärmelig die Gegend unsicher machen können. Und genau das tat ich dann auch, nachdem ich eigentlich heute Nachmittag total kaputt hätte ins Bett fallen können. Der Auf- und Abstieg nach der Festung Königsstein ist ja eigentlich ein Klacks, nur bei Schnee gepaart mit Matsch und Laub gleicht der Spaß eher einem Balanceakt auf einem Drahtseil. Dazu kam heute früh noch das Ehrenamt bei der Lebenshilfe hinzu. Mit einer Gruppe Kinder ins Wellenspiel. Alle total aufgeregt und voller Energie und Tatendrang. Sehr Nervenzehrend. Spaß hat es aber trotzdem gemacht.
Am Mittag schien dann wie erwähnt diese herrliche Sonne. Hündin Shiba wartete ebenfalls voller Tatendrang zu hause auf Herrchen und stürmte beim Schlüsselumdrehen sofort zur Tür. „Nichts wie raus bei dem Wetter, Schnuffelgusche.“ Sie ahnte was jetzt passiert. Ein erregtes Fiepen tönt durch den Flur. Los gehts!
Ganz in Ruhe gehe ich die „kleine“ Tour an. Wir gehen den Steinweg entlang und kommen dabei an der alten Zündholzfabrik vorbei. Dann kommt eine massive Steinbrücke, die eigentlich gesperrt war, weil sie wohl baufällig ist. Angeblich aber nur für Fahrzeuge, habe ich mal irgendwo gehört. Irgendwer hat die Absperrung entfernt, also geht es weiter zum Roten Granit. Im gegenüberliegenden Garten vom Roten Granit, entdecken wir dabei zwar noch keine Frühblüher, dafür aber Hennen, die freudig im Boden nach essbaren scharren. In demselben Garten grasen dazu noch zwei Schafe, die Shiba äußerst interessant findet. Da kommt wohl der Border Collie durch. Nach zwei Beller, die die Schafe nicht vom weiter fressen abhalten, geht unsere Tour weiter.
Die Strecke am Steinweg ist hier wenig interessant. Die Gärten am Roten Granit (Frischer Wind) stehen gleichmäßig unattraktiv in der warmen Mittagssonne. In dem Grundstück an der Bahnunterführung am Steinweg wartet wie immer bellend und sich im Kreis drehend ein schwarzer Hund. Furchtbar, wie der wie ein irrer gegen diese Plasteabsperrung poltert, die nicht richtig befestigt ist und diese somit unendlich laut klappert und scheppert. Shiba zieht hier immer extrem an der Leine. Kein Wunder, bei dem Lärm. Weiter geht es den Steinweg entlang, man sieht hier links die Plattenbauten des Mücke-Rings, kommen wir endlich an die ersten Schneeglöckchen, die nicht in einem Garten stehen.
Nach ein paar Fotos stelle ich mir die Frage, wohin die Reise gehen soll. Eigentlich bin ich ja müde, habe Hunger und die Beine sind auch irgendwie nicht mehr so richtig unter meiner Kontrolle. Doch wir gehen weiter und zwar querfeldein Richtung Altzaschendorf. Im Grunde bedeutet das, nach dem es auch klingt. Quer übers Feld. Vom Zug (S1) aus könnte man mich jetzt sehen. Bauer und Förster mögen das nicht unbedingt. Ich mit meinen Quadratlatschen mit Hund von der Leine übers Feld, wo öfters Rehe, Füchse und Kaninchen sich Gute Nacht sagen. Würde jetzt eines davon irgendwo auftauchen, wäre Shiba kaum zu bremsen. Ich hätte nur eine Chance. Und zwar, wenn ich das Reh zuerst sehe und ganz laut schreie: „HAAAAAALT, AUS, SITZ!!!“. Das funktioniert manchmal. Aber beliebt macht man sich damit nicht. Wenn Menschen in der Nähe sind, denken diese sicher, ich hab leicht einen Schaden, wenn ich so meinen Hund anschreie.
Wir kommen ohne Vorkommnisse am Mittelweg an. Vorher kamen wir noch an kleinen Bäumchen vorbei, die schön anzusehende rote Beeren trugen. Jetzt in der grauen Zeit, wo wenig Farbe die Landschaft prägt, fallen diese extrem auf. Der Mittelweg ist der beliebte Rad- und Wanderweg von Meißen nach Niederau und Weinböhla. Wir gehen natürlich Richtung Meißen und queren die Eisenbahnschienen der Zugstrecke Meißen-Tireb. – Schöna. Dahinter ist ein kleiner Abschnitt mit Sträuchern und Obstbäumen versehen. Jetzt in der kalten Jahreszeit kommt der ganze Müll zum Vorschein, der sonst von hohen Gras und dichtem Blattwerk verdeckt wird. Aber wir sind ja so vorbildlich und wollen andere belehren. Und wir sind hier in einem Naturschutzgebiet. An manchen Stellen der Nassau liegt so viel Müll und Glas, dass ich Shiba lenken muss, damit sie sich nicht die Füße verletzt. Glas ist ja auch so ein Thema. Überall liegen Glasscherben. An der Elbe, am Elberadweg und auf den Fußwegen. Kaum jemand schimpft darüber. Aber wehe mein Hund kackt irgendwo hin. Dann erscheint den Leuten Satan persönlich. Hundkacke scheint der Teufel in Person, habe ich festgestellt. Nichts wühlt die Menschen mehr auf, als Hundekot. Hündinnen hocken sich ja selbst beim pieseln bekanntlich hin. Es ist immer wieder amüsant, wenn Leute dann erzürnt fragen, ob mein Hund jetzt nicht ernsthaft dahin gemacht hätte und ich das nicht weg mache. Die meisten sind dann schon so verbal beleidigend, dass ich sage: „Natürlich. Und zwar einen extrem großen Haufen. Extra für Sie“. Selbst der Hinweis, dies wäre eine Hündin und sie hätte nur uriniert, bringt die Leute nicht von ihrem Standpunkt ab. Aber auch das ist nichts Neues. Anderen Recht geben, wenn man im Unrecht ist, scheint das schwierigste für einige Menschen zu sein. Wir schweifen ab.
Die letzte Etappe bis zum Ziel ist der Weg entlang am Aroniafeld bis nach Alt-Zaschendorf. Hier sind oft viele Graureiher und auch Störche anzutreffen. Und siehe da, vor uns hebt ein Graureiher ab und schwingt sich etwas schwerfällig in die Lüfte. Und dann sind wir fast am Ziel. Wir stehen an der Kreuzung zur Auenstraße. In Neu- und Altzaschendorf will ich mir die Gärten ansehen und Frühblüher fotografieren. Wenn es um Gärten und Blumen geht, ist Alt- und Neuzaschendorf meine erste Adresse. Hier gibt es die schönsten Gärten und Blumen. Das erste was wir entdecken, sind aber keine Blumen, sondern eine Katze, die völlig gelassen im Garten herum lümmelt. Als sie Shiba entdeckt, schaut sie kurz etwas auf, versinkt danach jedoch sofort wieder in Tagträume. Was die wohl gerade träumt?
Am Dorfteich angekommen, sozusagen an der Grenze zwischen Alt- und Neuzaschendorf, stehen zwei gelbe Krokusse verdächtig schön in der Sonne. Man kann sie regelrecht rufen hören: „Bitte, lieber Fotograf, fotografiere uns. Wir sind die schönsten hier im Ort“. Und sie haben Recht. Bisher sind das die fotografisch schönsten Exemplare. Und natürlich bekommen sie ihren Willen und werden fotografiert.
Nach diesem kleinen Fotoshooting geht es weiter nach Neuzaschendorf. Im Garten an der alten Schule, also nur ein paar Meter entfernt vom Teich, steht eine Gruppe Krokusse in der Sonne. Sie haben dieselbe Farbe wie meine vorhergehenden Modelle. Auch sie werden fotografiert. In einem Garten weiter oben, stehen wunderschöne Christrosen. Das sind zwar keine Frühblüher, aber das spielt ja keine Rolle. Sie sehen schön aus und das ist ja die Hauptsache für unser Gemüt in der noch kalten Jahreszeit.
Jetzt wird es aber Zeit für den Heimweg und dem Ende dieses Blogs. Es sollte ja nur eine kleine Tour werden. Na ja, klein ist relativ. Über die Heinrich-Heine-Straße vorbei am Finanzamt geht es zurück auf die Zaschendorfer Straße. Vom Speedway Stadion sind es noch ungefähr 10 Minuten Fußmarsch bis nach Hause. Endlich! Hier gibt es jetzt noch ein paar Impressionen aus Zaschendorf.