Friedhofsgeschichten: Deine Dunkelheit ist mein Licht

Ich frage mich von Zeit zu Zeit immer wieder, warum Friedhöfe auf mich solch eine magische Anziehung besitzen. Sie sind ja im Grunde ein Ort der Trauer und wirklich selbst kein sehnsüchtiger Ort, zumindest was die Bedeutung eines Friedhofs beinhaltet. Dort liegen tote Menschen und wenn Friedhöfe besucht werden, dann meist aus einem negativen Grund.

Wenn ich jetzt schreibe, ich könnte mir sogar vorstellen auf einem Friedhof zu wohnen, bin ich doch eigentlich total durchgeknallt, oder? Ich mein, ich habe weder Sehnsucht nach dem Tod, noch bin ich ein total in mich gekehrter Mensch. Ich bin nicht religiös und vorwiegend ein lustiger und lebensfroher Zeitgenosse. Also das glaube ich zumindest zu sein. Wie das andere sehen, kann ich natürlich nicht beurteilen.

Aber irgendwie hat mich da irgendetwas gepackt. Sozusagen die düstere Seite, die eigentlich gar nicht so düster ist. Oder doch?

Der Nebel

Nein, überhaupt nicht. Ich mag düstere Nebeltage, die mir eine gewisse Grenze dieser unscheinbar unendlichen und verwundbaren Welt aufzeigen. Während andere in tristes verfallen, lebe ich auf.

Das Meer

Ich mag eine stürmisch raue See, die mir kalten und nassen Wind ins Gesicht bläst und mir damit sagt, schau her, wie lebendig ich bin. Ein Herbstturm, der ebenso lebendig Wolken über das Land ziehen lässt, das Spiel zwischen Licht und Schatten perfekt beherrscht und Regen wie Musik gegen die Fensterscheiben prasseln lässt.

Das Sommergewitter

Ein Sommergewitter, was mit seinem tiefen Groll und seinen Blitzlichtern die Nacht zum Tag werden lässt und scheinbar tiefe und dunkle Schattengestalten in kurzen Momenten sichtbar macht.

Winter

Ein kalter Wintertag, der das Land und die Stadt in einen weißen Schleier hüllt und dabei laute Geräusche und den krampfhaften Wahn des Alltags dämpft.

Friedhöfe

Ein alter Friedhof, der am besten nicht dem Standard entspricht und dir Geschichten erzählt, ohne dass jemand dabei redet, oder dich wie im Kinofilm mit lautem Getöse auf sich aufmerksam macht.

Ein stiller Ort, der nicht beliebt und überrannt werden will. Es gibt hier kein Essen oder Trinken, kein Produkt der vermeintlichen Glückseligkeit, die gern als Schönwetter-Aufmacher an triste Orte verpackt werden, um dort in der Schlange stehenden Menschen glücklich zu machen.

Friedhöfe sind Rückzugsorte aus dem Chaos und dem Trümmerfeld belangloser Nichtigkeiten, die wir täglich aufgetischt bekommen, abarbeiten und in uns hineinfressen, ohne darüber wirklich richtig zu reden und nachzudenken.

Ende

Ein paar kleine Informationen zum gezeigten Friedhof

Sněžná, auf Deutsch Schnauhübel, ist ein kleiner Ort in Tschechien, des Böhmischen Niederlands. Die ehemalige Wallfahrtskirche Marie Schnee, die sich direkt vor dem alten Friedhof befindet, wurde um 1732 durch das Ehepaar Maria Liebsch und Johann Christof Liebsch, der ein wohlhabender Garnhändler war, errichtet.



Der Ort Schnauhübel ist auf jeden Fall einen Besuch wert und gar nicht so weit von Meißen oder Dresden entfernt. Ihr könnt dort wirklich traumhaft wandern und die Gegend bietet wunderschöne Blicke in die Natur und auf das kleine verschlafene Dörfchen. Weitere Informationen findet ihr auf der abfotografierten Infotafel. Vielen Dank für Euren Besuch auf meiner Seite.



Der Ort Schnauhübel damals und heute

Foto-Galerie vom Friedhof in Schnauhübel

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