Eigentlich besagen die Erzählungen, dass die Weiße Frau als Gespenst nur in Schlössern europäischer Adelsfamilien herumgespukt haben soll. Überlieferungen aus der Meißner Gegend sind das Schloss Hirschstein und das etwas weiter gelegene Schloss Kuckuckstein in Liebstadt.
Die Weiße Frau gilt nicht zwangsläufig als böser Geist, solange man sie nicht provoziert. Die Legende besagt dennoch, dass das Gespenst oft vor Schicksalen, wie Tod oder Krankheit in den jeweiligen Schlössern und Familien auftauchte. Sie gilt deshalb auch als Überbringerin von Tod und Verderben und ist trotz ihrer weniger negativen Erscheinung ein gefürchtetes Gespenst.
Neueren Erzählungen zufolge, taucht die Weiße Frau auch in den Wintermonaten bei Schnee und Kälte in alten Städten auf. So ist es nicht verwunderlich, dass sie die alte Stadt Meißen, hier vornehmlich die Altstadt und die Umgebung der Albrechtsburg, aufsucht. Auch Friedhöfe scheinen ein beliebter Ort für ihr Erscheinen.
Im wissenschaftlichem Sinne geht man davon aus, dass in dunklen Winternächten bei Schneefall und den derzeitigen Stürmen, der Flockentanz und die Verwehungen von Schnee Gastaltwahrnehmungen hervorrufen. Eine weitere Erklärung und gut zu sehen am alten Fenster des Kornhauses, sind die Bildung von Eisblumen an Fenstern von altehrwürdigen und verlassenen Gebäuden. Mit ihrem wilden Wuchs lassen sie in ihrer Fertigstellung so manche Gestalt erscheinen.
Eine Erklärung des Paranormalen könnte diese Geschichte sein
Der Schnee und die Kälte treibt die Lebenden in ihre warmen Stuben. Niemand käme auf die Idee, bei Temperaturen weit unter Null und starkem Schneegestöber durch die Stadt zu ziehen, geschweige denn über einen Friedhof zu laufen. Selbst am Tage wäre dies unangenehm.
Es ist also die Ruhe und Stille, die Schnee und Kälte in den Wintermonaten mit sich bringen, weshalb die Weiße Frau auch schon am Tag gesichtet wurde. Die Corona-Pandemie und ihre Maßnahmen könnten ein weiteres Indiz dafür sein, dass Geister und Gespenster sich vermehrt zeigen, da die Städte teilweise menschenleer sind. Ich könnte das jetzt noch etwas lustig gestalten und schreiben, dass die Geister und Gespenster uns Menschen mit weißen Masken als ihresgleichen ansehen und die Welten verwechseln. Das nur als kleine Aufheiterung in dieser merkwürdigen Zeit. 😉
Wo erschien die Weiße Frau bisher in Meißen?
Eine weitere, nicht wissenschaftliche Erklärung könnte in diesem Fall sein, dass die Weiße Frau immer noch die Nähe zu den ehemaligen Adelsgeschlechtern sucht. Das erklärt vielleicht auch ihr Erscheinen auf dem alten Afra-Friedhof. In der alten Afrakirche, wenige Meter entfernt, stehen die alten Grabmale derer von Schleinitz.
Zum alten Kornhaus, dass ehemalige Quartier der Königsfamilie im Mittelalter, könnte auch ein Bezug bestehen. Diese Erscheinungen sind vielleicht allesamt rastlose Seelen, die ihre Aufgabe in der heutigen Zeit verloren haben und keine Ruhe finden.
An der Frauenkirche, dem Platze am Tuchmacher Tor, war einst der Stadtfriedhof untergebracht. Auf einer Mauer stehend soll hier immer wieder eine Weiße Frau mit Umhang erscheinen und in die Richtung des ehemaligen Friedhof zeigen. Warum sie das macht, ist unklar.
Die Weiße Frau vom Meißner Domplatz (Bilde siehe Anfang)
Zum Abschluss die vielleicht interessanteste und grausigste Gruselgeschichte. Am Domplatz, zum Glockenschlag der zwölften Stunde um Mitternacht, sei in eisigen Winternächten eine Weiße Frau mit einem Baby im Arm gesichtet wurden.
Hier vollzieht sich wahrscheinlich auch ein Ritual aus alten Zeiten. So soll dem damaligen Königspaar kurz nach der Geburt ihrer Kinder, um Mitternacht, die Säuglinge entführt wurden sein, neben der strengen Bewachung der Albrechtsburg.
Selbst als das Kinderbett des nächsten Kindes von 7 Wachmännern in einem abgeschlossenen Raum bewacht wurde, so fand man am Morgen nur eine puppenähnliche Gestalt vor.
In der Legende geht man davon aus, dass feindliche Königshäuser einen Pakt geschlossen und mit Hexenzauber einen Fluch über das Schloss und die Familie gelegt haben. Weil die Burg als uneinnehmbar galt und eine Belagerung kaum Sinn machte, sollte die Königsfamilie durch Kram und Kummer destabilisiert werden.
So geschah es beim Dritten Raub des letzten Königssohns auch. Das Königspaar ging gemeinsam den alten Wendelstein bis ganz nach oben und sprang voller Kummer Hand in Hand in die Tiefe.
Ich hoffe, Euch haben die natürlich frei erfunden Geistergeschichten gefallen.
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Gafallen schon, trotzdem ist es für mich Erinnerung pur. Meine Oma wohnte früher in der Vorbrückerstraße 9. Obwohl auf dem Ratsweinberg gelegen, stand dort auch im Hochsommer im Keller am Haus stets Wasser. Man musste dort unten meist über Bretter laufen. Wahr oder nicht wahr, jedenfalls ist dort im Keller an einem Winterabend, meiner Oma ebenfalls die Weiße Frau begegnet. Sie winkte meiner Oma zu, sprach kein Wort und verschwand dann in einer Kellerwand, die darauf dick mit Raureif bedeckt war. Nun hat diese Erzählung mit Deiner Geschichte wieder etwas Bestätigung gefunden. Wir Kinder haben uns damals jedenfalls ganz schön gefürchtet. Aber immer wieder musste Oma uns dieses Erlebnis erzählen. Viele Grüße von Reiner oder Numismatikus vom Triebischtaler