Die Melancholie des Nebels: Ein Spaziergang durch die wilde Nassau

 

Die Meißner Nassau ist vielseitig in ihrem Erscheinen, wie eigentlich fast jede andere Landschaft auf der Welt auch. Entscheidend für diese Vielseitigkeit ist natürlich der verschiedene Einfluss von Wind, Wetter und nicht zu vergessen von der Jahreszeit. Wenn im Frühling die Obstwiese des Roitzschberges in ihrer vollen Pracht aus gelben Wildtulpen, dem Löwenzahn und vielen anderem Gewächs im warmen Frühjahressonnenlicht erstrahlt, ist das natürlich nicht zu vergleichen mit dem tristen Dasein der grauen Nassau im Herbst oder Winter, wo sie oft aus dicken Nebelschwaden und kahlen, alten Bäumen besteht, welche scheinbar gemeinsam die traurigsten Lieder singen.

Doch auch diese Zeit, die selbst im Frühling noch des öfteren auftritt, hat ihren angenehmen Reiz. Aber was macht diesen Reiz eigentlich aus? Dafür ist es natürlich unabdingbar, einen Spaziergang zu dieser Zeit zu wagen. Bei nasskaltem Nebelwetter, ging es am 9.03.2016 früh um 7.00 Uhr los.

Das Aufstehen fällt mir heute schwer. Der ein oder andere Martini könnte daran Schuld haben, der am Abend davor so hervorragend schmeckte. Wermut! Ich sags euch, ein verdammtes Teufelszeug ist das. Aber gut. Es nützt alles nichts. Seit langem ist mal wieder Nebel da draußen und ich möchte diesen nutzen, um diesen Beitrag hier verfassen zu können. Nebel. Ein überaus interessantes Naturphänomen, was auch in der Fotografie für bestimmte Motive nützlich ist. So stellt der Nebel Motive wie Bäume frei, die sich bei klarer Sicht zu sehr mit dem Hintergrund verbinden und so ein farbloser Brei aus Motiv und Hintergrund entsteht, der wenig fotografisch ansehnlich ist.

Die Meißner Nassau hat bei klarer Sicht genau diese Probleme und ist deshalb auch so fotografisch interessant bei Nebel. Aber es ist wie erwähnt nicht nur der fotografische Aspekt. Wenn wie an diesem Tag die Sonne langsam durch eine kleine Lücke durch den Nebel bricht und dadurch ein Bild wie dieses entsteht. Ein einfaches, nichtssagendes Feld, im Hintergrund eine Nebelwand die alles ringsherum zu verschlingen scheint und dann dieses Licht. Eine Kulisse, die bei einfachen Wetter- und Lichtverhältnissen gar nicht möglich wäre.

 

Ich möchte nun noch mal auf die Bäume zurück kommen. Ein Baum ohne Blätter in einer grauen mit Nebel umfangenen Landschaft, wirkt wie eine Assoziation zu einem alten Mann. Wie bei dessen alter Haut, graben sich mit der Zeit tiefe Furchen in die Rinde eines Baumes. Es sind Lebenserfahrungen und Weisheiten, die mit der Zeit gesammelt und dort abgelagert werden. Bäume werden jedoch wesentlich älter, können leider nur nicht sprechen, obwohl sie uns sicher sehr sehr viel zu erzählen hätten. Ich kann jedoch jedem von euch nur raten, den Alten ab und an zuzuhören. Man kann sehr viel von ihnen erfahren und lernen!

 

Über die Nassau könnte man auch viel erzählen. Vor langer Zeit war sie einst noch Flussbett der Urelbe. Die Elbe suchte sich mit der Zeit einen anderen Weg und hinterließ eine sumpfige und morastige nasse Aue, wovon auch der Name Nassau abgeleitet wurde. Aus dieser Zeit gibt es sagenumwobene und schaurige Geschichten über dieser Gegend. So soll der Ritter Karraß, der in der Nassau auf einer Wasserburg lebte, die umliegenden Bauernhöfe des Nachts heimgesucht und dort die schönsten Töchter geraubt haben, welche und später in seinem Burgverlies kläglich umkamen. Die Rache der Bauern, die dem Treiben lange aus Angst zusahen, der Raubritter übte eine Schreckensherrschaft aus, war fürchterlich und schlugen dem Raubritter unter vielen Toten in seine Burg zurück. Dort verschlang wenig später ein mächtiges Unwetter unter Blitz und lautem Donner das gesamte Anwesen und der Ritter Karraß wurde nie wieder lebendig gesehen.

Warum schreibe ich lebendig? Die Sage erzählt außerdem, dass des Nachts der Geist des Raubritters Karraß zu Fuß oder hoch zu Ross wehklagend durch die Nassau zieht. Auch seine Opfer sollen in Gestalt von Irrlichtern in dunklen Nächten durch die sumpfige Nassau fliegen. Heute ist die Nassau nur noch wenig sumpfig. Das Land wurde urbar gemacht und wird bis heute teilweise landwirtschaftlich genutzt.

 

Dennoch besitzt die Meißner Nassau immer noch ihren alten Charme. Hier kann man Kraft tanken und entspannen. Inspiration finden oder sich einfach ins satte Grün der weiten Wiesen fallen lassen und dort auf dem Rücken liegend den weißen Sommerwolken beim vorüberziehen zusehen. Einfach die Seele baumeln lassen und nichtssagend Gedichte in den blauen Himmel schreiben und mit dem warmen Wind in die Welt hinaus schicken.

Sagenumwoben, strahlend schön und melancholisch bedrückend. So zeigt sich diese Landschaft, die nur wenige Meter vor unserer Haustüre liegt. Und weil wir gerade Frühlingsanfang haben, lassen wir den Nebel hinter uns und ich zeige euch zum Schluss meine schönsten Frühlings- und Sommerbilder aus der Nassau, sowie ein kleines, selbstgeschriebenes Gedicht.

Warten auf den Frühling….

                                                                                                                                                                    wenn dichter Nebel durch die Nassau zieht;

ein wilder Herbstwind bunte Blätter durch die Lüfte trägt;

kalter Frost und Schnee das Land erstarrt….

Dann wird mein Herz schwer und voller Wehmut sein;
ach könnt ich jetzt nur bei Dir sein.

Dein Winterkleid so weiß und sanft;

es in der Frühlingssonne zart verdampft.

Die Wildtulpen nun im warmen Winde freudig taumeln;

der süße Nektar der Apfelblüte die Bienen arg verzückt;

so komme nun auch ich zu Dir zurück.

Ich möchte wandeln zwischen Raps und Mohn;

und dich auf Bildern in die heimischen Zimmer holn.

Der Wind der jetzt warm dein frisches Laub umspielt,

mir im Winter die Nase kalt erfriert.

Des Nachts die Irrlichter der Geister sehen;

huuuuhh, das wäre wunderschön….

 

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2 thoughts on “Die Melancholie des Nebels: Ein Spaziergang durch die wilde Nassau

  1. Sehr geehrter Herr Gast,

    gerade beim stöbern nach Bildern und Informationen zu unserem historischen Grundstück „Milchinsel“ heute Hotel Landhaus Nassau, auf Ihren Blog gestoßen. Daumen hoch. Toller Text, fantastische Bilder und schönes Gedicht.

  2. Sehr geehrter Herr Gast ,

    Sehr schön Ihre Aufnahmen und Kommentare , Gedichte zum LSG Nassau , Roitschberg ,/Botanik.

    Mit freundlichen Grüßen
    Steffen Petermann

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