Täglich werde ich mit dem Anblick des alten Landkrankenhauses in Meißen Cölln unfreiwillig konfrontiert. Der Grund dafür ist, dass es keine 20 Meter Luftlinie von meinem Wohnort entfernt liegt. Selbst vom Balkon aus sind die alten Backsteinziegel, die Rundbauten mit Fenstern des alten Op-Saals und natürlich der vom Feuer zerstörte Dachstuhl zu sehen. Den Brand, der am Abend des 22.6.2014 ausbrach, habe ich dadurch natürlich hautnah mitbekommen und mit meiner Kamera dokumentiert.
Doch der Brand soll heute hier nicht das Thema sein. Wem es interessiert, dem setze ich am Ende des Beitrags einen Link zu einem Artikel, wo meine Fotos von dem damaligen Ereignis zu sehen sind.
Heute soll es etwas um die Geschichte und die persönlichen Eindrücke rund um das einst ländliche Krankenhaus in Meißen Cölln gehen. Ich habe mich zum Beispiel oft gefragt, warum heißt ein Krankenhaus in so einer Gegend wie Meißen Cölln eigentlich Landkrankenhaus? Doch das ist ganz einfach zu erklären. Die Geschichte des Standorts geht bis in das Jahr 1854 zurück. Meißen Cölln war zu dieser Zeit natürlich nicht das Meißen Cölln, wie wir es heute kennen, sondern eher ein Dorf mit ländlicher Struktur. Die Einwohnerzahl Cöllns betrug um 1834 nur 271 Bürger. Um 1871 waren es schon 796. Genau in dieser Zeitspanne ist das ländliche Krankenhaus in Cölln entstanden.
Die nahen Ortsteile zu großen Städten wuchsen in dieser Zeit rasant. Grund dafür war der Industriekapitalismus und die sogenannten Bauernlegen, die viele Bauern enteigneten und somit eine Massenwanderung in die Städte stattfand. Das passierte oft ohne viel Besitz. Viele Menschen verarmten und waren auf Almosen angewiesen. Durch das Armenwesen wurde das Ansehen der aufstrebenden Städte getrübt und eine Lösung musste her. So entstand um 1854 im Meißner Amtsbezirk ein Armenverein, der um 1862 ein Grundstück in Meißen Cölln erwarb, um hier arbeitsscheue Personen aufzunehmen.
Um 1863 wurde die Anlage erweitert. Ein Arbeits- und Versorgehaus entstand. Das Landkrankenhaus in Meißen Cölln war geboren. Aus dieser Zeit gibt es ein interessantes Schriftstück bei Google zu finden. Es zeigt sehr eindrucksvoll die Entstehung und Nutzung der Einrichtung als Armenhaus durch den Verein. Anstalt oder Erziehungsheim könnte man es auch nennen, denn neben kranken Menschen, wurden auch Kinder, welche keine zeitgenössische Erziehung erhielten, den Eltern entzogen und ihnen dort zu Zucht und Ordnung verholfen. Interessant ist auch der Speiseplan des damaligen Krankenhauses. Dieser wurde in drei Klassen eingeteilt. Heute würde man sagen, er wäre in Ober-, Mittel und Unterschicht aufgeteilt. Wo die Oberschicht zum Frühstück und Mittag Kaffee, Semmeln, feine Suppen und Fleisch bekamen, nach Bedürfnis gab es auch eine Kanne Bier im Krankenhaus, so bekam die Unterschicht nur Wasser und Milchsuppe und das zu jeder Mahlzeit am Tag.
Op-Saal
Im Laufe der Zeit wuchs die Anzahl der Patienten. Es wurde angebaut und das Krankenhaus war zu seiner Zeit mit der neusten Technik ausgestattet und hatte somit einen sehr guten Ruf. In den beiden Weltkriegen diente das Krankenhaus auch als Lazarett und wurde am Ende des zweiten Weltkrieges von den Sowjets in Anspruch genommen. Am 15. Februar 1946, konnte das Krankenhaus langsam wieder belegt werden. Aus DDR-Zeiten ist wenig überliefert. Zur Wendezeit stand jedoch schnell fest, dass das Gebäude nicht zu rekonstruieren sei und ein neuer Bau am sinnvollsten sei. Was darunter zu verstehen ist, ist sicher die Modernisierung und das Anpassen von elektronischen Geräten. Die großen alten Räume und schönen Holztüren passen nicht in das heutige, moderne Konzept von Technologie und Effizienz. Der Nachteil daran ist, dass alles nur noch trist und trostlos wirkt.
1994 wurde mit dem Bau des neuen Krankenhauses am Nassauweg begonnen und nur in vier Jahren fertiggestellt. Modern, aber wenig stilvoll tritt es seit dem in Erscheinung. Das alte Landkrankenhaus steht seit dem leer. Vor dem Dachstuhlbrand besuchte ich es das erste Mal und war fasziniert von dem teilweise erhaltenen Charme, dass es durch seine großen Holztüren und Fenster vermittelt. Unheimlich schimmert das Blau der Fließen aus dem alten Op-Saal in naheliegende Flure und Zimmer und lässt dadurch eine Gänsehautstimmung entstehen. Was passierte einst in diesem Op-Saal? Hier wurde vielen Menschen das Leben gerettet. Einige haben hier sicherlich auch die letzten Minuten ihres Lebens verbracht, weil sie im Krieg schwer verwundet wurden. Glück und Leid liegen hier so nah beieinander, wie kaum an einem anderen Ort.
Einst Zufluchtsort für Arme und Kranke und über die beiden Weltkriege ein Lazarett. Ein Ort, der still und leise seine Daseinsberechtigung verliert. Nach dem Brand ist das altehrwürdige Gebäude Wind und Wetter ausgesetzt. Das Löschwasser hat dazu beigetragen, dass Wände und Putz aufgeweicht und dadurch anfälliger geworden sind. Dadurch bröckelt Putz und Farbe nun noch schneller. Einige Decken sind durch den Brand eingestürzt. Vandalismus spielt ebenso eine tragische Rolle.
Hoffen wir das Beste für diesen ehrwürdigen Ort. Viel Spaß mit der großen Fotogalerie!
Bilder vom Brand des alten Landkrankenhauses gibt es hier: Klick
Das verlassene Landkrankenhaus Teil 2 – Szenen wie im Krieg – Klick
Guten Tag, ich liebe es Fotos von solchen „Lost Places“ zu machen. Ich mache dies lediglich für mich Privat als Hobby und finde es sehr schade dass solche Orte zusehnst dem Vandalismus ausgesetzt sind. Wissen sie (Verfasser dieses Beitrags) ob es sich lohnt heutzutage diesen Ort zu besuchen?
Hallo, ich war gestern (20.02.19) an diesen ort da ich auch eine große Leidenschaft für verlassene/verfallene Orte habe. Und trotz des Vandalismus, war ich und mein Begleiter überwältigt, die langen Gänge, diese massiven Holztüren, die großen Zimmer, der OP-Bereich. Aufjedenfall ein Besuch wert.
Wo ist das denn? Würde es gern mal versuchen
Ich hab dort gelernt u.find es traurig wies dort aussieht. Würde gerne es noch mal von drinnen ansehen.