Damals war’s: Meine Jugendzeit im Bohnitzscher Freibad

Wenn ich von meiner Jugendzeit schreibe, dann schreibe ich bestimmt für viele andere Meißner mit. Denn das schon lange geschlossene Bohnitzscher Freibad war Dreh- und Angelpunkt, aber vor allem Treffpunkt der damaligen Meißner Jugend. In großen und kleinen Gruppen war der beliebte Liegeplatz weit hinter der Rutsche, verdeckt von Hecken und Bäumen, sodass die Erwachsenen oder Schwimmmeister nicht gleich alles mitbekommen, was da hinten so abläuft. Natürlich war das Freibad Bohnitzsch auch Anlaufpunkt für alle möglichen anderen Altersgruppen und bei eigentlichen allen Meißnern sehr beliebt und bei gutem Wetter oft proppenvoll.

Was verbindet ihr mit dem Bohnitzscher Freibad? Wenn ich an diese Zeit zurückdenke, dann denke ich an unbeschwerte, warme Ferientage im Sommer, die man mit guten Freunden verbracht hat. Ich kann mich an die erste Zigarette im Bohnitzscher Bad erinnern.

An die erste große Liebe, die nach heutigen Erkenntnissen nur eine einfache Schwärmerei war. Hihi – ein Mädchen, was ich überhaupt nicht kannte. Im roten Badeanzug, schön gebräunt von der Sommersonne und mit langen, dunklen Haaren, die elegant durch die Luft flogen, wenn sie aus dem Wasser kam. Ich habe wohl zu viel Baywatch geschaut damals. Denn passend ein Jahr nach der Wende, irgendwann Ende 1990, die ehemals DDR-Bürger hatten also genug Zeit sich mit neuen TV-Geräten und Satellitenschüsseln auszustatten, startete die erste Staffel von Baywatch im Deutschen Fernsehen. Schon der Name des Hauptdarstellers zaubert mir heute noch ein Lächeln auf die Lippen: Mitch Buchannon, alias David Hasselhoff. Unglaublich dämlich.

Alte Taucherbrille im ehemaligen Bohnitzscher Freibad in Meißen

Ab Staffel drei kam dann Pam Anderson als Schwimmmeister-Luder dazu, deren aufgespritzte Möpse ständig beim Rennen am Strand in Slow-Motion, natürlich in Nahaufnahme, zu sehen waren. Also das hat man dann im Bohnitzscher Bad leider nie so erlebt, wobei ich mir das auch nie wirklich wünschte. Solche Gummigeschosse brauchen doch einen Waffenschein.

Ach ja, das alte gute Bohnitzscher Bad. Diese türkisblaue Folie, die ein wenig an Meerwasser erinnerte, wird wohl nie aus meinem Kopf verschwinden. Die Rutsche war nie so mein Ding. Wenn, dann nur für bestimmte Anlässe. Hinten am Sprungbrett präsentierten die Großen immer ihre Sprungkünste. Beliebt ist ja bis heute die Arschbombe mit angewinkeltem Bein und wer damit die höchsten Wasserspritzer erzeugt. Das Tauchen nach Gummiringen war ebenfalls sehr beliebt. Anfangs gab es ja auch die Rutsche noch nicht. Das Bademeisterhäusl war nicht nur Beobachtungsposten vom Bademeister, sondern auch von den Jungs, die Mädels beobachten wollten. So standen dann angelehnt und wie die Hühner auf der Stange die Halbstarken mit eingeschränkten Armen cool und lässig am Schwimmmeisterhäuschen und beobachteten das ganze Treiben. Der beste Platz dafür war jedoch immer noch die Treppe zur Rutsche. Ganz Gentleman ließ man dort die hübschen Mädels vor und man hatte somit den besten Blick auf ihre Popos. 😉

Was mir ebenfalls noch in Erinnerung geblieben ist, ist der Imbiss. Eis, Pommes und Eis. Später dann halbe Broiler auf Papptellern. Was für Preise. Damals schaute niemand so wirklich ins Portmonee und grübelte, ob er sich jetzt noch Pommes leisten kann oder nicht. Auch beim Eintrittsgeld hat keiner darüber nachgedacht und sich gefragt: „Na ja, heute und morgen kann ich noch baden gehen, dann ist das Geld für diesen Monat alle“. Was ist passiert? Heute ein Tag im Wellenspiel und du bist so viel Geld los, wie eine Woche Freibad, wenn das reicht. Und wie sieht das Bohnitzscher Freibad heute aus?

Das Freibad an sich ist kaum wiederzuerkennen und gleicht einem Lost Place. Bäume wachsen im einstigen Becken schon meterhoch, die Folie ist überall aufgerissen und die Rutsche ist für paar Euro an ein anderes Freibad verschachert worden. Immerhin erfreuen sich jetzt andere Kinder daran. Dennoch ist es traurig, einen einst so lebendigen Ort so vergammeln zu sehen.

Das Bohnitzscher Freibad, von dem wohl bald kaum noch etwas übrig sein wird, ist heute immer mal wieder Gesprächsthema in Meißen. Viele Meißner wünschen sich eine Wiedereröffnung. Verantwortliche sind nicht interessiert, weil das Wellenspiel nicht voll ausgelastet wäre und andere, vornehmlich jungen Leuten, ist es egal, weil sie keinen Bezug dazu haben. Im Endeffekt heißt das: Auf nimmer Wiedersehen, geliebtes Bohnitzscher Freibad. Damit müssen wir uns abfinden. Aber vorher sollte jeder den Verantwortlichen noch nett ins Gesicht sagen, dass es traurig ist, dass die ach so große Porzellan- und Weinstadt Meißen seinen Bewohnern nicht einmal ein Freibad bieten kann, welches immer sehr großes Ansehen bei groß und klein genoss!

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3 thoughts on “Damals war’s: Meine Jugendzeit im Bohnitzscher Freibad

  1. Hallo und Danke für den Ausflug in meine Kindheit, denn hier war ich oft. Aus der Triebischtalschule raus und dann mit dem Stadtbus, natürlich ein IKARUS, nach Bohnitzsch gedüst. Ich habe hier viele schöne Stunden erlebt, hier brachte mir mein Vater das Schwimmen bei.

    Leute wie Du sind für mich sehr wichtig, denn sie zeigen mit dem Finger ihrer Kamera auf Dinge, welche viele schon vergessen haben. Einst schöne Orte kann man nicht vergessen, auch wenn es einige Menschen gibt, welche offenbar daran glauben. Es ist eine Schande. Gruß Numismaticus

  2. Sehr schön geschrieben und zack, waren sie wieder da, die Erinnerungen an damals. Wenn auch meine Geburt und Kindheit in den 70er und 80er Jahren im Westen statt gefunden hat, habe ich dennoch in den Sommermonaten hier einige Zeit verbracht. Verdanken durfte ich es meiner Großmutter, die selbst in Meißen geboren wurde und heute immer noch ein Bruder von ihr dort lebt. Ihre Eltern betrieben vor und während des 2. Weltkrieges einen Nordseefischhandel in der Innnstadt und wir sind in der Zeit von 78 bis 88 reglmäßig dort gewesen. Da mein Großonkel Sport- und ich glaube Mathelehrer war, lag es nahe mit mir in Bohnitzsch schwimmen zu gehen. Ich persönlich kann über die ehemalige DDR nichts negatives sagen. Es ging euch wirklich gut dort.

  3. mein Herz blutet beim Anblick dieser Fotos. Ich habe als Verkäuferin in den 80.ern im Kiosk gearbeitet. Betrieben wurde er von der HO. Es war eine schöne wundervolle Zeit. Pfingsten gab es einen Wagon Bananen, da war vielleicht was los. Gestern unternahmen wir einen Ausflug in die Hahlener Heide, dort werden noch viele Freiböder betrieben. War schön zu sehen wie gepflegt sie waren.
    Danke für die vielen schönen Meissen Fotokunstwerke.

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