Rettet Schloss Seußlitz! Vor etwa einem Monat erstellte ich das Album: „Rettet Schloss Seußlitz“ auf Facebook. Grund dafür war der desolate Zustand des Schlossparks. Der Facebook-Beitrag wurde rege geteilt und kritisch hinterfragt. Grund für das Verwahrlosen: Der Gärtner, der auch Hausverwalter und Hausmeister war und einst für das Anwesen sorgte, hat wegen Unstimmigkeiten bei Geldzahlungen das Handtuch geworfen. Seit dem verkommt der Schlosspark zusehend.
Gestern besuchten wir den Schlosspark zu Schloss Seußlitz erneut und stellten fest, dass ein klein wenig Hand angelegt wurde. Das Unkraut schießt nicht mehr in die Höhe und die Rasenflächen wurden teilweise gemäht. Ein Anblick, der Hoffnung schenken könnte, wenn da nicht gewisse Diskrepanzen zwischen dem Besitzer und Stararchitekten Stephan Braunfels und der Gemeinde Nünschritz bestehen würden.
Der hält sich nämlich bedeckt und eine Kommunikation ist kaum möglich. Somit kann niemand genau sagen, was mit dem Anwesen und dem Schlosspark in nächster Zeit geschieht. Was aber genau gesagt werden kann, ist, dass der Deal zwischen Stephan Braunfels und der Gemeinde Nünchritz, die jährlich 10.000 Euro für die Parkpflege bezuschusst, damit der Schlosspark für die Öffentlichkeit zugänglich bleibt, nächstes Jahr ausläuft. Wenn aber kein Kontakt mehr besteht, wird es schwer werden, sich irgendwie zu einigen.
Wenn man die Webseite von Schloss Seußlitz besucht, dann begrüßt uns ein Text mit: „Herzlich Willkommen im Paradies“. Wer das Schloss Seußlitz und seinen Schlosspark kennt, der wird das bestätigen können. Der alte Baumbestand, der See in Kombination mit der gesamten im englischen und französischen Stil angelegten Gartenanlage, den Steinfiguren und der am Hang liegenden Heinrichsburg, die sichtbar Pflege erhält, ist in seiner Gesamtheit einfach ein romantisch barockes anmutendes Areal, was auch immer gern besucht wurde. Kaum zu glauben, dass es hierfür keine Verwendung gibt.
Die letzte Eintragung auf der Webseite von Schloss Seußlitz stammt aus der Zeit nach dem Kauf von dem Münchner Stararchitekten Stephan Braunfels. Er hatte der Künstlerin Judith Grote hier im Schloss ein Atelier und Wohnraum versprochen. Die Bilder aus dieser Zeit sind noch einsehbar und die letzten wurden 2004 hochgeladen. Rein optisch nach den Bildern zu urteilen, schienen die jungen Leute hier im engen Kreis ihren Spaß zu haben. Doch sie haben viel getan! Das Schloss wurde teilweise renoviert, der Garten in Ordnung gehalten und Veranstaltungen geplant und durchgeführt. Eben genau das, was heute fehlt und der Ort benötigt.
Doch ist so ein Schloss groß, muss bewirtschaftet und die Arbeiten bezahlt werden. Ein großes Unterfangen, was auch Judith Grote nicht bewerkstelligen konnte und ihre Koffer packte. Dazu kamen Bürokratie und wieder mal ein teilweise zahlungsunwilliger Besitzer für anfallende Kosten wie Strom und Wärme. So ist natürlich kein Leben in einem Schloss ewig möglich und auch die jungen Leute waren wohl eher vom Fieber des Paradieses gepackt. In einem SZ-Interview war teilweise das Jammern groß, dass die Kunst die im Schloss entstand, hier in der Gegend wenig Anklang fand. Vielleicht braucht das Schloss etwas in Bezug auf die Gegend, womit sich die Menschen die hier Leben auch identifizieren können. Kunst, die das Schloss und seinen Flair beinhaltet und im Einklang Harmonie vermittelt. Ein romantisches Schloss mit Schlosspark braucht eben auch Kunst, die genau das mit einbezieht und nicht nur die Modern Art vieler rebellischer Künstler, die auf Teufel komm raus unbedingt was ganz Neues, nie dagewesenes, schaffen müssen, um sich abzugrenzen.
Natürlich liegt das alles im Auge des Betrachters. Jedoch habe ich gemerkt, dass viele Menschen das Stilvolle der alten Tage vermissen. Heutzutage ist alles aus schlichten Beton. Alte hübsche Bahnhöfe verkommen und werden durch Betonbunker ersetzt. Das drückt aufs Gemüt, ist aber billig und schnell aufgebaut. Alte Straßenlampen wurden durch schlichte Messinglampen ersetzt. Ich könnte hier noch so viele Dinge aufzählen und würde nicht fertig werden. Ich glaube, dieses einfache Schlichte, wirkt sich auch auf die Kunst und die Gesellschaft im allgemeinen aus. Wir haben kaum noch Anspruch. Es soll alles nichts kosten. Danach richtet sich natürlich auch die Qualität. Gerade deshalb sind Orte wie Schloss Seußlitz wichtig. Und sie sollten auch öffentlich zugänglich sein!
Doch was kann man tun, um Schloss Seußlitz zu retten? Eigentlich ziemlich wenig. Das Schloss ist in Privatbesitz und somit kann nur der Eigentümer entscheiden, was damit geschieht. Hoffen können wir nur, dass der Schlosspark weiter für Alle zugänglich bleibt. Ebenfalls können wir darauf aufmerksam machen und vielleicht auch etwas träumen, was wir selbst mit solch einem Schloss und seinem wunderschönen Park anstellen würden. Wir lassen mal das liebe Geld beiseite und renovieren Schloss Seußlitz so, dass es bewohnbar ist und für Feierlichkeiten genutzt werden kann.
Für mich als Fotograf würde sich das ganze Establishment natürlich hervorragend für Hochzeits-Fotografien eigenen. Einen Traualtar würde ich in Form eines Pavillon mitten im See schaffen. Mit einem schönen Steg, der genau zu dem Pavillion führt, welcher mit einer Rosenhecke überwuchert ist. Dort können sich Braut und Bräutigam das Jawort geben. Pension, Kunstprojekte, Theateraufführungen und vielleicht eine Kindertagesstätte. Die würde sich anbieten, da viele Menschen zwischen Riesa und Meißen pendeln. Für die Kids gibt es einen Abenteuerspielplatz im Schlosspark. Zwischen den alten Bäumen werden Hängebrücken und Baumhäuser gebaut.
Habt ihr selbst Ideen? Einfache Ideen aus dem Bauch raus hier oder auf Facebook mitteilen. Und bitte teilen, damit viele Leute davon erfahren! 🙂