Sonntagspaziergang: Bei Starkregen durch Meißen-Cölln

Es ist Sonntag und der Deutsche Wetterdienst hat für Meißen Dauer- und Starkregen gemeldet. Ein Blick nach draußen bestätigt das Übel. Es schüttet wie aus Kannen. Von den kahlen Bäumen hängen scheinbar tausende Wassertropfen und die nassen Straßen spiegeln die graue Landschaft wieder. Eigentlich ein schönes Bild, aus dem dieser Spaziergang durch mein Viertel Meißen-Cölln entstand.

Wie sieht Meißen Sonntags bei Stark- und Dauerregen aus? Sind viele Menschen unterwegs? Ich hätte diesen Spaziergang auch durch die schöne Meißner Altstadt machen können. Aber ich denke, Meißen Cölln passt ein wenig zu dem Wetter. Das soll nicht heißen, dass es hier nicht schön ist, aber es gibt eben das ein oder andere Manko.

Es geht aber bei diesen Bildern nicht um ein schönes und unschönes Meißen. Meißen ist Meißen, egal in welchem Stadtteil man ist und lebt. Wie erwähnt geht es mir nur um die Punkte Sonntag und Regen und wie meine Umgebung dabei aussieht. Ich schnappe mir also Schirm, Mütze und Kamera.

Es ist wirklich ein fieses Wetter. Es regnet in strömen und dazu weht ein kräftiger Wind, der mir, kombiniert mit Wassertropfen, von links gegen die Beine peitscht. Zum Glück ist es angenehm mild. Mein erstes Motiv ist der Parkplatz am Netto an der Fabrikstraße. In der Woche ist hier ständig reges Treiben. Ähnlich wie am Lidl und Edeka. Ihr müsst wissen, dass wir hier in Meißen Cölln eingekesselt sind von Supermärkten. Ich zähle mal alle innerhalb von 200 Metern auf: Netto, Hunde-Netto, Diska, Lidl, Edeka und Aldi. Und alle sind sie gut besucht. Jetzt am Sonntag bei Regen wirkt der Parkplatz vom Netto fast friedlich. Kein Auto und Mensch ist zu sehen. Der Wind peitscht auch hier den Regen laut aber friedvoll über die Pflastersteine. Dieser Frieden wird lautstark unterbrochen, wenn ein Auto über die nasse Fabrikstraße rauscht. Aber dann ist wieder Ruhe. Ich und der Netto-Parkplatz. So in diesem Zustand, ohne Autos, gestressten Menschen und Lärm, könnten wir fast Freunde werden.

Ich gehe noch ein Stückchen die Fabrikstraße entlang. Das bunte Mc Donalds Schild spiegelt sich hier ebenfalls in dem Nass der grauen Fabrikstraße wieder. Der Gestank aus Bratfett von Mc Donalds und einem gummiartigen Geruch aus der Keramikfabrik, vermischt sich hier oft zu einem Gestank, welcher als Brechmittel Verwendung finden könnte. Ein triste Gegend, bestehend aus Supermärkten und Fast-Food, die sonst wenig zum fotografieren und Spazierengehen einlädt. Auch hier ist kein Mensch zu sehen.

Ich gehe wieder zurück über den Netto-Parkplatz zur Sprint-Tankstelle. Hier ist oft Treffpunkt der Biernot-Fraktion. Überhaupt ist die Sprint-Tankstelle beliebtes Ziel an Sonn- und Feiertagen, weil hier der beliebte Gerstensaft für Tankstellenverhältnisse immer noch erschwinglich ist.

Aus dem tristen, nassen Grau begeben wir uns jetzt kurz auf den alten Johannesfriedhof und schauen uns bei diesem Wetter die Frühblüher an. Die machen gar keine schlechte Figur. Nur macht das fotografieren hier wenig Spaß. Es regnet immer noch wie aus Kannen und meine Kamera möchte ich dem nicht aussetzen. Ich muss irgendwie den Schirm so halten, damit die Kamera nicht nass wird . Die Kamera muss ebenfalls irgendwie in Position zum Motiv gebracht werden. Dazu muss ich mich natürlich bücken. Hoffentlich sieht mich niemand. Am Ende sind dann doch ein paar schöne Aufnahmen entstanden.

Ich verlasse den alten Johannesfriedhof. Ich möchte kurz an die Elbe und nachsehen, wie es dort heute aussieht. Dabei komme ich ungewollt wieder an so einen einsamen, tristen Ort vorbei und zwar am Parkplatz des Hunde-Nettos. Der Baum in der Mitte des Parkplatzes fasziniert mich ja immer wieder. Auch heute bei diesem Mistwetter versprüht er scheinbar positive Energie und hübscht den Parkplatz enorm auf. Hier stand ja einst die Zuckerwarenfabrik Elbdom.

Ich laufe an der Dresdner Straße entlang und halte Ausschau nach Motiven. Plötzlich schreit mich ein älterer Herr von der Seite an: „EINEN SCHÖNEN SONNTAG WÜNSCHE ICH IHNEN!!!“. Erst jetzt bemerke ich den rüstigen Rentner. Er trägt Rucksack, Kapuze und hat an beiden Händen so Gehstöcke ums Handgelenk gewickelt. Es regnet immer noch in strömen und von seiner Brille hängen große Regentropfen. Ich erwidere seinen netten Gruß mit: „Danke, ebenfalls!“. An der Elbe angekommen, zeigt sich auch die Altstadt in einem eintönigen, tristen grau. Auffällig ist mir hier aber ein Angler der Wind und Wetter trotzt und in einer Art Strandmuschel hockt.

Ich gehe zurück zum Dr. Eberle-Platz. Eine ebenfalls bedrückende und langweilige Gegend. Ein Blick von der Seite auf die Statue von Dr. Eberle lässt mich kurz erstarren. Der sieht ja aus wie dieser verrückte Diktator. Ein unheimlicher Ort. Ich muss hier weg.

Ich schaue mir kurz die Gegend rund um den Bahnhof an. Das Hotel Ross rückt in meinen Fokus. Irgendwie hat dieses Hotel etwas Eigenartiges. Es ist zwar da, aber irgendwie auch nicht. Jeder kennt es, aber es ist niemals im Gespräch. Geht dort überhaupt jemand rein? Ich jedenfalls habe dort noch nie jemandrn rein und raus gehen sehen.

Ich habe keine Lust mehr und mache mich auf den Heimweg. Zum Abschluss gibt es diesen in Bildern. Ich hoffe, dass euch dieser kleine Spaziergang gefallen hat.

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