Es ist einfach unglaublich, was es für einen Rattenschwanz nach sich ziehen kann, wenn man sein Handy verliert. Hier eine kleine Neujahrsgeschichte, die sich genau so zugetragen hat.
Wie ihr sicherlich mitbekommen habt, habe ich zwischen Weihnachten und Neujahr immer wieder das Weihnachtshochwasser aus Meißen bildlich dokumentiert. Dabei muss ich natürlich an verschiedenen Stellen unterwegs sein, um Fotos machen. So weit logisch und völlig normal.
So war ich auch am 26.12.23 am Winterhafen in Meißen unterwegs. Mit meiner neuen Jacke, die mir meine liebe Frau zu Weihnachten geschenkt hatte. Diese ist angenehm zu tragen und auch optisch eine feine Sache. Sie hat aber ein kleines Manko und dieses heißt zu flache Taschen. Das bedeutet, dass Gegenstände, die darin verstaut werden, sich nicht tief in die Tasche graben, sondern sich ziemlich weit oben befinden, oder sogar ein wenig herausgucken.
Ich stand nun am Winterhafen unten am Brückenpfeiler, dessen Beschaffenheit ich kurz für diejenigen erklären muss, die nicht aus Meißen kommen. Dieser Pfeiler ist ganz normal begehbar und ist in einem ganz normalen Weg zu einer kleinen Landzunge integriert, die als Abgrenzung zwischen Fluss und Winterhafen dienlich ist. Dieser Pfeiler ist oben ganz normal ebenerdig und flacht dann mit einer Schräge nach unten ab. Ohne Hochwasser ist da ganz normale Wiese oder Kiesstrand und wird im Sommer oft als Grillplatz genutzt.
An diesem besagten Tag war an dieser Stelle natürlich alles unter Wasser, wie ihr auch schön auf dem Bild sehen könnt. Dann stand ich so dort, hockte mich beim Foto machen hin, der Stabilität wegen, machte das Foto, will wieder aufstehen und bemerke, wie das Handy aus der Tasche fällt und auf den Boden aufschlägt. Bei diesem Geräusch wusste ich, das war es mit meinem Handy. Einen Blick nach unten bestätigte die Annahme und ich sah in einem kurzen Augenblick und fast wie in Zeitlupe, wie das Handy in die Fluten rutscht. Das ist kein Unsinn, das ist genau so passiert.
Ok. Im ersten Moments dachte ich mir natürlich: ach du Scheiße! Im nächsten Moment: Gut, das Handy war billig und damals ein Testkauf und nicht wirklich gut. Nach einer Weile: Juhu, ich bekomme ein neues Handy!
Aber das sollte alles gar nicht so einfach sein, wie sich später herausstellte. Die erste Handlung war, noch am selben Abend mich an meinen PC zu setzen, um dort online die SIM-Karte zu sperren und eine neue zu beantragen. Doch das sollte sich als nicht möglich herausstellen, da ich mich vorher noch nie dort angemeldet habe und bei der Registrierung ein Code an mein Handy geschickt wird, ohne das es eine andere Möglichkeit gibt, z.b. per Mail wäre sinnvoll, seine Registrierung zu bestätigen.
Nach dem Besuch im Handyladen am nächsten Morgen, bestätigte mir die nette Dame, dass mir der Anbieter schnell eine neue SIM-Karte zuschicken wird, ein neues Handy jedoch erst ab 26.1.24 in einer Vertragsverlängerung möglich ist. Da dachte ich mir zuerst, das ist wieder typisch. Man hat mal einen Notfall, zahlt jeden Monat fleißig seine Handyrechnung, ist Ewigkeiten Kunde, und dann ist es nicht möglich, wegen ein paar Tagen seinen Vertrag zu verlängern. Aber gut, so wild war es dann auch nicht, es geht nur um ein Handy und wir hatten uns für solche Fälle alte Handys zurückgelegt. Aber auch das sollte nicht so einfach werden, wie gedacht.
Am Abend kramte ich dann alle alten Handy hervor und dachte mir so, verbringst du deinen Abend halt mit dem Einrichten eines Handys, was ja für alle möglichen Dinge heutzutage leider benötigt wird, vor allem was meine Arbeit angeht.
Da hätten wir zwei Samsung a3, ein a5 und ein a6. Ungünstigerweise nur mit einem Ladekabel, da wir das andere im letzten Urlaub vergessen haben und natürlich alle Handys restlos ohne Energie waren. Ok, probieren wir zuerst die ältesten Handys, was sich als völliger Blödsinn herausstellte. Warum fängt der mit den ältesten Handys an? Damit ich nach knapp 2 Stunden herausfinde, dass die Akkus völlig hinüber sind und die Aufladeanzeige nur Fake war.
Auch das A5 funktionierte nicht mehr. Es ging zwar aufzuladen, aber nach dem Anschalten ging es einfach wieder aus, um dann in einer Endlosschleife an und auszugehen.
Das A6 hingegen konnte voll aufgeladen und gestartet werden. Meine letzte Hoffnung an diesem Abend. Anschalten ging auch, bis zu dem Bedienfeld des Code-Musters. Ach du Scheiße! Wie lange ist das denn her und woher soll ich dieses Muster jetzt wissen? Dann kam mir schlau in den Sinn, dass man diese alten Handys doch mit einem Affengriff einfach zurücksetzen konnte. Fix gegoogelt und dann hatte ich diesen Affengriff auch schon gefunden. Powertaste mit Lauttaste zusammen gedrückt halten und man kommt ins Boot-Menü, unter dem es die Option reset now, oder so ähnlich, gibt! Juhu, geschafft!
Pustekuchen! Und ich erinnerte mich leise an das Problem mit diesem Handy. Die Lauttaste war irgendwie kaputt und ging nicht mehr zu bedienen. Das ist jetzt wirklich nicht wahr, oder? Doch, diese Möglichkeit fiel also auch, natürlich nur umgangssprachlich, ins Wasser. Nicole und Ich konzentrierten uns auf die Kombination des Code-Musters, da sie irgendwie den Verdacht hatte, dass sie das Handy zuletzt benutzt hatte. Sie probierte ein wenig ein paar Muster aus, hatte aber keinen Erfolg. Sie probierte weiter und es tauchte ein Text auf dem Display des Handys auf, der darauf hinwies, dass nach nun neunmaliger falschen Eingabe das Handy zurückgesetzt wird!
Das machte Hoffnung und Nicole gab wie wild verschiedene Muster ein. Nach dem dritten wilden Gezerre auf dem Handydisplay, tauchte doch nicht tatsächlich das Entsperrlogo auf. Nicole hat also aus Versehen das richtige Muster eingegeben. Wie genial ist das denn?
Eigentlich überhaupt nicht, denn das Handy ging so schnell in den Standby-Modus, dass sofort wieder dieses Muster eingegeben werden musste. Besser wäre es gewesen, wir hätten das Muster 9 Mal falsch eingegeben und das Handy hätte sich auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt, denn Nicole wusste gar nicht, was sie dort für ein Muster gezeichnet hatte. Beim nächsten Neustart kaum auch nie wieder diese Anzeige, dass das Handy nach 9 Versuchen zurückgesetzt wird. Ich war am Verzweifeln.
Inzwischen dachte ich mir, es ist ja eh egal, dass Handy kann auch kaputtgehen. Mit einem Cuttermesser schnitt ich behutsam die Gummierung der Lauttaste heraus. Mit einem spitzen Gegenstand versuchte ich nun in das besagte Boot-Menü zu gelangen, was auch sofort funktionierte! Jetzt dachte ich wirklich, es wäre überstanden, da die Anleitungen im Internet voller Überzeugung waren, dass diese Methode ohne Zweifel funktioniere.
Also schnell das Handy auf Werkseinstellungen zurücksetzen und los geht’s. Gesagt, getan. Bitte geben Sie die Anmeldedaten zu ihrem Google-Account ein, war das Erste, was ich nach dem angeblichen Reset auf dem Handy gelesen habe. Wie jetzt? Was soll das denn? Nachdem ich jetzt zum gefühlt 30. Mal Google befrage und natürlich auch eine Antwort auf das Problem erhalte, habe ich eigentlich keine Lust mehr. Da ich aber meine Google-Daten im Kopf habe und irgendwie die Hoffnung hatte, schon damals dieses Handy mit diesem Account verknüpft zu haben, probierte ich es erneut. Schon wieder!
Aber, es sollte einfach nicht sein, dieses Handy war nicht mit meinem Google-Account verknüpft und konnte somit auch nicht in die Werkseinstellungen zurückgesetzt werden. Bei Google hatte ich natürlich auch dafür eine Lösung gefunden. Ich solle mich doch bei Samsung mit dem Kaufbeleg melden, die würden dann das Gerät entsperren. Wie lange das dauern sollte, könnt ihr euch vorstellen. Man müsste das Gerät ja einschicken. Oder gibt es da einen vertraulichen Code, der dir per SMS auf dein Handy geschickt wird? Zum Lachen ist das jetzt wirklich nicht mehr!
Es kann doch eigentlich gar nicht so viele Zufälle auf einmal geben, oder doch? Am Ende bekam ich am nächsten Tag ein altes Handy aus der Verwandtschaft, Danke dafür, und merkte, wie kompliziert diese Technik gehalten wird, obwohl ich niemand bin, der keine Ahnung davon hat. Geldüberweisungen darf ich nun noch nicht tätigen, obwohl die Sparkassen-App mit meinen Login-Daten ganz normal funktioniert.
Bei der Push-TAN-App, die ich zur Bestätigung von Überweisungen dringend benötige, und nachdem ich dort Login ID, Pin, Geburtsdatum und Kartennummer eingegeben habe, jetzt noch auf einen Brief von der Sparkasse mit einem QR-Code warten muss, damit diese App endlich wieder funktioniert.
Alles in allem eine ganz schöne Odyssee im 21. Jahrhundert mit dieser Technik. Danke fürs Zuhören und bis bald.