Es ist Sonntagmorgen. Ein Blick aus dem Fenster gibt an diesem jungen Tag nicht preis, ob es einen schönen Sonnenaufgang geben wird, denn ist dichter Nebel. Eigentlich nichts besonderes, denn hier am Rande zu Meißen Cölln sind die Wiesen und naheliegenden Felder der Nassau oft in diesen mystischen Staub getaucht, der meist schönstes Fotolicht verspricht, wenn die Sonne langsam aufsteigend durch den Nebel bricht.
Dieser Nebel scheint diesmal anders. Man sieht die andere Straßenseite kaum und ich beschließe, Hund und Kamera für einen kleinen Rundgang durch die Meißner Altstadt vorzubereiten. Meine Erwartungen sind nicht groß, denn die Meißener Altstadt ist selten in Nebel gehüllt.
Beim Verlassen der Wohnung werden die Erwartungen schon größer. Meißen Cölln liegt in einer dichten Dunstglocke, die sich selbst zwischen den hohen Bürgerhäusern breit gemacht hat und eine überaus interessante Stimmung verbreitet. Durch die frühe Zeit am Sonntagmorgen ist kein Lärm und Mensch zu vernehmen. Die Straßen erscheinen leer und endlos. Doch irgendwo am Ende der Zaschendorferstraße, kurz vorm Lutherplatz, verschwindet eine kaum erkennbare Gestalt in dem sagenumwobenen Dunst. Ich bin gespannt, ob es auch in der Altstadt so aussieht.
Vorerst geht es weiter über die Dresdner Straße zu den Drei Rosen. Hier wird der Nebel nun noch dichter und die Sichtweite geringer. Die Straßen wirken kurz und abgeschnitten, genau wie die Altstadtbrücke. Trotzdem führen sie den selben Weg wie immer und der geahnte Abgrund, der uns der Nebel suggeriert, schiebt sich immer wieder vor uns her und scheint schier unerreichbar. Von der Altstadt ist nichts zu erkennen. Nicht mal das andere Elbufer ist in Sichtweite.
Am Ende der Altstadtbrücke drückt nun ganz langsam und sichtlich beschwerlich die Sonne durch den dichten Nebel. Ein Blick zur Albrechtsburg geht ins Nichts. Meine Augen suchen vergeblich die prächtige Wiege Sachsens. Es ist nicht mal ein Umriss oder Schatten zu erkennen. Ein Blick zur Hochuferstraße ist hier in Verbindung mit der sanft durchschimmernden Sonne schon fotografisch interessanter, aber weniger ästhetisch was die Baukunst angeht.
In der Meißener Altstadt angekommen, ergibt sich ein Bild wie jedes Mal. Es ist kaum Nebel erkennbar. Nur wenn man von der Elbstraße auf den Markt kommt und nach oben in Richtung Frauenkirche und Freiheit schaut, ist der dichte Nebel noch erkennbar. Eines hat sich jedoch gehalten. Die Stille! Nie hab ich Meißen so lautlos und aufgeräumt erlebt. So friedlich, als würde der dichte Nebel die Stadt in eine kuschelige Bettdecke hüllen und leise flüstern: schlafe weiter! Das sei ihr gegönnt. Es ist Sonntagmorgen, dichter Nebel und frostige Temperaturen. Der Frühling lässt dieses Jahr auf sich warten und der Anblick von dichtem Nebel und der immer noch kahlen Bäume, lässt trübselige, einsame Bilder malen.
Mein Weg führt mich weiter über die Frauenstufen zur Freiheit. Oben an den Roten Stufen, dem sehr beliebten Punkt für Fotografen und Maler, fehlt heute das wichtigste Element im Bild. Auch von hier ist der Meißner Dom komplett in Nebel gehüllt. Die Sonne hat es immer noch schwer, sich gegen den Dunst zu behaupten, obwohl sie schon recht hoch steht. Ein Blick von der Schlossbrücke in den Hohlweg zeigt diesen Kampf sehr deutlich.
Am Domplatz angekommen ist sie nun endlich etwas sichtbar. Die Albrechtsburg und der Dom erscheinen in dieser nebeligen und teils sonnigen Szenerie passend zu ihrer Bauzeit und Baustil. Das spätgotische Schloss und sein Dom wie man sie selten sieht! Mein letzter Wegpunkt soll die Elb-Aussicht am Meißner Amtsgericht sein. Durch das hintere Burgtor gehe ich ohne Erwartung irgendwen anzutreffen. Doch ich werde eines besseren belehrt. Ein Mensch! Auch Shiba scheint verwundert, über dieses sonderbare Wesen. 😉