Heute beschäftigt mich neben der Fotografie ein anderes Thema. Der Wolf ist in einigen Teilen Sachsen heimisch geworden und auch im Landkreis Meißen haben sich zwei Rudel etabliert. Nachgewiesen leben in Sachsen 15 Rudel, 3 Paare und ein territoriales Einzeltier. (Stand 2015/2016 ). Seit dem Jahr 2014 haben sich somit fünf neue Rudel und drei neue Wolfspaare gebildet. Aus den neu entstanden Rudeln wurden zwei im Landkreis Meißen ansässig. Ein Rudel in der Gohrischheide bei Zeithain und ein Rudel bei Weißig am Raschütz nördlich der Großenhainer Pflege.
Hier bei uns in Meißen gab es schon einige Gerüchte rund um Sichtungen von Wölfen. So sollen Spuren und Wolfsgeheul nahe Ockrilla als Beweis dienen, was jedoch nie bestätigt werden konnte. Auszuschließen ist das jedoch nicht. Zeithain und Großenhain liegen hier sehr nah. Die Landschaft ist ähnlich. Jedoch benötigen die Rudel von dort weiteren Nachwuchs, um sich auszubreiten. Das konnte durch Monitoring bisher nicht bestätigt werden.
In letzter Zeit häufen sich die Meldungen in den Nachrichten über Wolfsichtungen in Sachsen auch in der Nähe von Wohngebieten. Und wie in vielen anderen Themengebieten, sind die Meinungen tief gespalten. Es treffen Befürworter und Gegner aufeinander und meist geht eine objektive Sicht auf den Wolf völlig verloren.
Wölfe sind natürlich keine domestizierten Kuschelhunde. Es sind Raubtiere, die in ihre Größe so seit langer Zeit nicht in unserer Natur vorkamen. Betrachtet werden sie oft als gefährliche Raubtiere, vor denen wir Angst haben müssen. Wir sind geprägt durch Märchen wie Rotkäppchen und der böse Wolf oder Der Wolf und die sieben Geißlein. Der böse Wolf hat sich tief in uns verwurzelt und die Angst ist subjektiv berechtigt.
Objektiv betrachtet, geht von vielen anderen Wild- und Haustieren mehr Gefahr aus. Das bedingt natürlich die hohe Anzahl wie dem Beispiel Hund, der mit uns sehr nah zusammenlebt und Konfrontationen durch Bisse täglich passieren dürften. Wenn Hunde Menschen beißen, ist hier oft der Mensch als Halter Schuld an dem Fehlverhalten des Hundes. Doch das ist meiner Meinung nicht zwingend richtig. Der Hund ist ein Nachfahre des Wolfes und besitzt je nach Rasse mehr oder weniger natürliche, wilde Instinkte und ist damit, auch wenn er der liebste Kuschelhund sein mag, immer noch ein Tier mit einem Gebiss, was Wildtiere mit wenig Aufwand einen Todesbiss versetzen kann.
Das soll nicht heißen, dass die Erziehung mancher Hundehalter nicht Schuld daran hat und alle Hunde wilde Bestien sind. Das sind sie keinesfalls. Der Umgang des Menschen mit einem Hund prägt natürlich sein Verhalten enorm. Ein Wolfswelpe wird ebenfalls geprägt und zwar durch sein Rudel. Das Rudel beinhaltet ein großes soziales Gefüge. Dieses kann nur bestehen, wenn das Rudel erfolgreich bei der Jagd ist. Die Welpen lernen eben das, was sie später zum Überleben brauchen. Sie werden zu perfekte Jäger ausgebildet, nicht zu blutrünstigen Bestien, die aus Spaß Menschen zerfleischen. Der Wolf als perfekter Jäger ist oftmals auch den menschlichen Jägern genau deshalb ein Dorn im Auge.
Der Mensch spielt sonst kaum eine Rolle im Leben eines Wolfes. Er steht auch nicht auf dessen Speiseplan. Übergriffe von Wölfen gibt es dennoch, vor allem auf Kinder. Die Zahl der Übergriffe stehen jedoch im keinen Verhältnis zu der übergroßen Angst, die einige umtreibt, wenn in der Zeitung steht, dass ein Wolf im Vorgarten einer Wohnsiedlung gesichtet wurde. Sofort werden Links und Kommentare fällig, die nur einseitig die Übergriffe auf Menschen zeigt und Angst und Panik verbreiten. Demnach ist der weitere Verlauf der Diskussion klar. Wir müssen Angst um unsere Kinder haben und können sie nicht mehr alleine im Garten spielen lassen. Die Leute die nicht in betroffenen Gebieten leben, könnten das nicht beurteilen und würden nur in einer mystisch romantischen Vorstellung mit dem Wolf in Verbindung stehen. Oft geht es in diesen Diskussionen auch einfach nur darum, dass der Wolf Nutztiere reißt. Hier kennt die Einseitigkeit meist keine Grenzen.
Natürlich ist zu beachten, dass Wölfe Raubtiere sind und ihre Nähe zu Kindern und Haus, -sowie Nutztieren gefährlich werden kann. Doch ist das nicht die Regel. In Sachsen und Deutschland gibt es keinen Nachweis durch Angriffe von Wölfen auf Menschen. Wölfe ziehen sich in den meisten Fällen zurück und sind scheu. Dort wo sie in Wohngebiete eindringen, sollte dennoch Vorsicht geboten sein. Aber natürlich nicht in Form von Angst und Panik, sondern in Form von aufklärerischer Arbeit. Wölfe können Tollwut bekommen. Diese ist jedoch in Sachsen seit vielen Jahren nicht aktiv. Anfüttern stellt ein Risiko dar, weil dadurch eine Gewöhnung an den Menschen stattfindet und das Risiko steigt, dass der Wolf seine Angst vor dem Menschen verliert.
Ob Kinder noch draußen im Garten spielen können, sollte gar nicht in Frage gestellt werden. Die Wahrscheinlichkeit vom Blitz getroffen zu werden ist um einiges höher, selbst wenn diese schon sehr gering ist. Das Thema Wolf wird uns Sachsen in den nächsten Jahren weiter beschäftigen. Ich als Naturliebhaber sehe den Verlauf der Ausbreitung des Wolfes nicht als Schaden oder als Grund für übertriebene Angst. Der Wolf ist Bestandteil eines ökologischen Gefüges und hat darin seine Aufgabe und vor allem sein Berechtigungsdasein. Das hat auch nichts mit einer romantischen Vorstellung um das Raubtier Wolf zu tun, sondern um eine vernünftige Sichtweise auf natürliche Gegebenheiten, die unsere Umwelt im Gleichgewicht halten. Das es dabei zu Störungen und Vorfällen kommen kann und auch immer ein Risiko besteht, zeigt uns das tägliche Leben fast jeden Tag in vielen anderen Bereichen, die ebenfalls gefährliche Situationen beinhalten. Verboten oder eingeschränkt werden diese trotzdem nicht, da der Nutzen viel höher ist, als der Schaden.
Einen schönen Abend wünsche ich euch!