Sicher habt ihr die Studie zum Insektensterben in Deutschland mitbekommen. Innerhalb von 26 Jahren ist der Insektenbestand um 75 Prozent gesunken. Eine Zahl, die kaum vorstellbar in ihrem Ausmaß ist. Und bestimmt haben sich viele Naturliebhaber selbst gefragt, wo denn all die Schmetterlinge, Wespen und all das andere Insektengetier geblieben ist, wenn sie so durch die Natur streiften.
Bei den Wespen war es dieses Jahr extrem auffällig. Aber auch die Population der Schmetterlinge war dieses Jahr merklich geringer, als noch im letzten Jahr. Viele berichten von immer weniger Insekten im Sommer an Frontscheiben. Zu beobachten ist auch, dass kaum noch Insekten in den Sommernächten die Lichter anfliegen und umschwärmen.
Bei meinen Fototouren durch die umgebenen Lande, so zum Beispiel gleich bei mir in der wilden Nachbarschaft (altes Fabrikgelände der Bitelia), ist das Phänomen allgemein mit allen Tieren zu beobachten. Sind die Schmetterlinge hier noch recht häufig, so sind aber Reh und Fuchs kaum noch anzutreffen. Natürlich sind auch hier die Insekten weniger geworden, aber es herrscht doch noch eine recht große Vielfalt.
Diese große Vielfalt hat aber einen Grund. Das Gelände und seine Wiesen wird sich selbst überlassen. Noch, möchte ich betonen, denn das besagte Land steht zum Verkauf als Gewerbeflächen. Und damit haben wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Unberührte Natur, die sich selbst überlassen wird, bietet einer Vielzahl von Tieren Heimat und Nahrung. Was blühen hier im Frühjahr die Mohnblumen, welche extrem beliebt bei Hummel, Biene und sogar der Holzbiene sind. Und vor allem sind diese Fotos immer sehr beliebt bei uns Menschen.
Doch was machen die Bagger? Jedes Jahr erlebe ich es. Es wird alles umgepflügt oder begradigt. In binnen ein paar Stunden ist der Tummelplatz und die Kantine vieler Insekten zerstört. Dem Baggerfahrer gebe ich keine Schuld. Der führt nur seine Arbeit aus.
Im Sommer sind hier viele seltene Insekten wie das Widderchen und der Schwalbenschwanz unterwegs. Hauhechel-Bläulinge sind hier in den letzten Jahren noch in Massen aufgetreten. Noch vor ein paar Jahren konnte ich hier sogar den Neuntöter beobachten. Leider ist dieser lange verschwunden.
Das Sterben der Insekten bedeutet nämlich leider auch, dass Vögel nicht mehr genug Nahrung für ihre Nachkommen finden und somit auch deren Population schwindet. Für Blumen und Obstbäume fällt der Bestäuber weg. Ein Teufelskreis, der uns sehr teuer zu stehen kommen kann.
Die Gründe für das Insektensterben werden im Internet heiß diskutiert. Pestizide in der Landwirtschaft und ihre Monokulturen, wo jede Saat fein säuberlich gesiebt wird. Die systematische Verknappung von Lebensräumen. Die pingelige Rasenpflege in Städten und Gärten. Und da ich genau diese Phänomene selbst erlebe und ich mir nicht erst jetzt ein Urteil darüber gebildet habe, gebe ich damit voll konform. Jeglicher Grashalm muss immer sofort gemäht werden. Jedes Laub wird täglich aufs Neue sofort mit dem Rechen entfernt. Am nächsten Morgen geht das selbe Spiel von vorne los. Was ist eigentlich los mit den Menschen? Ich will ein Sommer mit Blumen und einen Herbst mit bunten Blättern. Auch gern mal auf dem Gehweg in der Stadt. Ich will den Herbst riechen und sehen!
Und es muss auch nicht jede Hundeblume vom Gehweg entfernt werden. Das ist auch Nahrung für Insekten und vielleicht ein schönes Fotomotiv für Fotografen, woran sich dann wieder viele Menschen erfreuen können. Das gleiche passiert auch mit vielen Bäumen. Kaum ist ein Schädling festgestellt, wenn es denn überhaupt einen Schädling gibt, und sofort wird alles umgehauen. Aber tote Bäume sind auch Nahrung und Lebensraum für sehr viele Insekten. Auszug wiki: „Je nach Holzart und Stand des Verfallsprozesses sind etwa 600 Großpilzarten und rund 1350 Käferarten an der vollständigen Remineralisierung eines Holzkörpers beteiligt. Zwischen Pilzen und Insekten bestehen unterschiedlichste Abhängigkeiten.“
Was denkt ihr wie viel Frühstück das für Vögel ist? Die Natur hat sich dabei etwas gedacht und ihr Kreislauf, auch der Tod, ist wertvoll für kommende Generationen. Können wir Menschen das von uns behaupten, wenn wir die Natur zerstören?
Und wir fragen uns, warum die Insekten sterben. Ich finde das echt verwunderlich. Auch die Landwirtschaft hat ihren Teil daran, auch wenn die Landwirte für ihre Existenz und unser Essen hart arbeiten. Doch schaut euch die Felder an. Alles steril ohne irgendeiner Feldblume, damit der Ertrag so hoch wie möglich ist. Von Pestiziden will ich gar nicht erst anfangen zu sprechen. Pestizide sind Pestizide. Die tragen die Gefahr schon im Namen. (von lateinisch pestis ‚Geißel‘, ‚Seuche‘ und lat. caedere ‚töten‘)
Was können wir tun und wie ist eure Meinung dazu?