Machen wir uns nichts vor. Die verlassenen Orte in Meißen werden immer weniger. Das Alte Landkrankenhaus in Meißen Cölln ist seit dem Brand Wind und Wetter ausgeliefert. Der Hamburger Hof wird vielleicht saniert, obwohl das auch schon über das alte Landkrankenhaus gesagt wurde. Die Zündschnurfabrik ist kurz davor in sich zusammenzustürzen und auch die Alte Ziegelei an der Nossener Straße wird immer löchriger.
Seit meinem letzten Besuch, welcher grob ein Jahr her ist, war der Verfall der alten Ziegelei noch nicht so extrem sichtbar. Heute kann man erkennen, dass einige Teile des Daches und auch der ersten Etage langsam in sich zusammenfallen und ein Betreten des Geländes nicht mehr ratsam ist.
Die Alte Ziegelei und ihre Umgebung ist mir gut bekannt. Als Kind wohnte ich auf der Rauhentalstraße und später als Jugendlicher in der Neubausiedlung „An der Grubenbahn“. Es hat sich seit dem sehr viel verändert und die Umgebung ist kaum wiederzuerkennen. Das Gebäude, was heute noch von der alten Ziegelei zu sehen ist, ist nur ein kleiner Teil. Interessant fanden wir damals als Kinder die „Lehmgrube“ hinter der Fabrik. Also jenen Teil, wo der Grundstoff für die Produktion herkam. Ein großes Loch klaffte dort im Erdreich. Schon damals war dort kaum noch Betrieb. Die Produktion wurde ja schon 1993 eingestellt.
Unsere Eltern wussten natürlich, dass wir uns dort oft herumtreiben. Es war ja der schönste und beste Kinderspielplatz, den Kind sich vorstellen konnte. Lehmmatsch, alte Förderbänder und anderes Gerät machten die Grube so interessant. Heute zu dieser Zeit kaum noch vorstellbar, wo jeder Schritt und Tritt der Kinder überwacht werden muss, weil überall tödliche Krankheiten und Gefahren auf unsere Kinder lauern. Ein heikles Thema heutzutage. Wir sind ja laut Wetterseiten im Internet auch täglich in Gefahr. Wetterwarnungen haben sich zu interessantem Lesestoff gemausert. Täglich bekommt man irgendeine Wetterwarnung um die Ohren gehauen. Achtung, es regnet und es könnte dabei nass werden!
Dann wiederum wundern wir uns, warum unsere Kinder immer träger und runder werden und nur noch am TV, im Internet surfen oder die Konsole quälen. Gut, das haben wir damals auch gemacht, aber in einem gesunden Gleichgewicht. Und Spiele gab es sowieso bloß zu Weihnachten oder zum Geburtstag. Heute ebenfalls ein schwieriges Unterfangen bei den vielen Computerspielen, die wir damals niemals so genannt hätten. Alles nur noch aufgewärmter Stoff mit toller Grafik und Effekten, der so klein wie möglich gehalten wird, damit das Spiel schnell langweilig wird, damit Mutti und Vati ihre schwer verdienten Kröten schnell wieder loswerden. Nun, ein Wald- und Wiesenspaziergang ist billiger für die Eltern und gesünder fürs Kind.
Jetzt schweife ich aber wieder ab. In dem Gebäude der ehemaligen Ziegelei waren wir als Kinder nie. Alles war fest verschlossen und verriegelt. Erst viele Jahre später, ich glaube, es waren sogar Jahrzehnte, war ich dann das erste Mal in dem Gebäude drin. Das Haupterkennungsmerkmal der Alten Ziegelei ist der Hoffmansche Ringofen und ein paar alte Maschinen, die wohl zur Bearbeitung der Rohmasse und der Ziegel dienten. Der Ringofen, der auf der Liste der Kulturdenkmäler hier in Meißen steht, ist meiner Meinung nach am interessantesten. Hier in seinen einstigen Brennkammern sind schöne Lichtspiele und Fotos möglich, wenn die Sonne quer in die Öffnungen des Ofens scheint. Etwas schaurig ist hier manchmal, denn in die hinteren Ecken kommt kein Tageslicht und das ein oder andere Knarren ertönt aus den alten Gemäuern der Ziegelei.
Über dem alten Ringofen befindet sich die Ringofendecke. Hier oben ist vieles aus Holz und an den Fensterseiten stehen Regale, in denen einst Ziegel lagerten. Um den Ringofen herum ist ein Schienennetz zu erkennen, in dem auf Loren das Material transportiert werden konnte. Im folgenden Link zum Video, wo eine andere Ziegelei mit Hoffmanschen Ringofen gezeigt und erklärt wird, ist zu hören, dass einst Männer mit Schubkarren diese Arbeit verrichteten und diese selbst im Winter draußen Badewannen stehen hatten, um sich abzukühlen. In diesem Bereich herrschten zwischen 80 und 100 Grad, was diese Maßnahme wohl erst notwendig machte.
Was einmal aus dem Ringofen werden soll, ist unklar. Es war einmal die Rede von einem kleinen Museum. In Deutschland gibt es einige ähnliche Projekte, wie hier in diesem Link eins davon gezeigt wird. Ob sich das lohnen würde, ist jedoch eine andere Frage. Schade wäre es jedoch, wenn alles in sich zusammenfällt. So, ich würde sagen, ich beende hier mein Geschreibsel und lasse weitere Bilder sprechen 🙂
Danke, schöne Bilder!
Toller Text….darum war ich heute vor Ort.. .. schade …lange wird es wohl nicht mehr stehen.. ..leider in einem sehr schlechten Zustand ….das Gebäude hat nach wie vor dennoch seinen Charme..ich wünsche dir noch ein schönes Restwochenende…lg Katja