Während ich schreibe, sitze ich an einem schweren Holztisch, der von einer wunderschönen Maserung durchzogen ist…..
Es läuft klassische Musik aus der kleinen Anlage unserer Ferienwohnung und ein warmes Licht durchzieht den Raum. Klassische Musik…habe ich sonst nie gehört, doch hier ist sie genau richtig. Sie passt zu diesem herrlich alten Gemäuer. Seine Wände könnten Geschichten erzählen und ich würde jeder von ihnen gespannt lauschen,das verspreche ich Euch. Es wären Geschichten von Freude und Leid,harter Arbeit, geschundenen Seelen und fröhlichen Kindertagen. Geschichten von Liebe,Trauer und Besinnung. Sie sprächen von alten Gebräuchen,Hungertagen und Geborgenheit. Doch was sie auch erzählten,wir würden von ihnen lernen können,dass das Leben hier die Menschen von je her auf seine ganz eigene Art erfüllt hat. Trotz all der Arbeit,die es auf einem solchen Hof zu bewältigen gilt,wird man hier entschleunigt und kann, sollte man dazu bereit sein,zu sich selbst zurück finden.
Heute Morgen saß ich auf unserem hölzernen Treppenabsatz,als Kater Tiger sich zu mir gesellte. Er, ein freundlicher, dicker Kerl mit einem Engelsgemüt setzte sich kurzerhand zu mir auf den Schoß und schenkte mir all seine Katzenliebe, In diesem Augenblick war nichts anderes nötig,als seine Liebkosungen in vollen Zügen zu genießen. Völlig unproduktiv und dankbar schenkten wir uns ein paar Minuten unserer Zeit und verbrachten sie in Einklang miteinander.
Später besuchte ich noch die „Liesel“-Schweine und verwirrte sie wohl ein wenig. Freudig quiekend kamen sie auf mich zu gerannt, da sie wohl gehofft hatten, dass ich Ihr täglicher Futterlieferant sein würde. Ich erklärte ihnen wohlwollend,dass das noch ein paar Minütchen dauern könnte und sie ruhig noch ein wenig herumtollen könnten. Noch verwirrter qieckend, blieben sie dort wo sie waren und ließen sich nicht im Traum einfallen, nicht aus Versehen doch noch das Frühstück zu verpassen. Ponyhengst Prinz und Ponystute Rosie warteten auch schon am Zaun, als ich einen neuen Versuch startete mich Prinz entspannt zu nähern. Er hatte mich schon gestern zum Fressen gern und versuchte auch heute wieder, eine Kostprobe von mir zu ergattern. Beherzt streichelte ich ihm dennoch seine Ponymähne,was ihn kurz zeitlich von seinen Essensplänen abhielt und genießen lies. Die Beiden erwarten in wenigen Wochen ihr erstes Baby und wir alle hier sind in heller Vorfreude auf dieses besondere Ereignis. Denn wer weiß, wie niedlich so ein erwachsenes Pony ist, kann sich vorstellen, wie süß erst so ein Babypony sein muss!
Wenig später gingen wir mit Veronika, der Hofbesitzerin die tägliche Fütterrunde. Jedes Tier bekommt seine bestimmte Ration und es gibt auch einiges zu beachten, damit keines der Tiere von zu viel oder dem falschen Futter krank wird. Das ist sehr spannend und ich mag diese Fütterrunden schon jetzt. Es macht Spaß zuzusehen, wie gezielt sie angerannt kommen und jedes auf seine Art das Futter in sich hineinschnurpst. Vor allem bei den Schweinen klingt es besonders lustig und Anton Alpaka, sonst eher schüchtern, lässt sich dabei sogar kurzzeitig streicheln. Die Hühner machen sich nach ihrer Fütterung zum Abflug bereit und starten wie von einer Abflugrampe ins weitläufige Gelände. Ein herrlicher Anblick!
Hengst und Stute bekommen zu ihrem täglichen Stroh noch jeweils eine dicke Rübe und natürlich vergewissert sich Prinz ganz genau, das seine auch ja größer ist, als die der Ponydame. Alter Schlingel!
Nach all dem, kamen am Nachmittag überraschend neugierige Gäste in unsere gemütliche Stube und wir erzählten bei Kaffee und Kuchen von unserem neuen Leben auf dem Land und, dass es uns schon jetzt ganz anders stimmt. Wir sind mehr bei uns und dennoch offen für all das Neue, die alten Geschichten und die Magie dieses wunderbaren Ortes…
Eure Nicole