Wie im Märchenland der Eiskönigin – Eiszauber im Meißner Elbtal

Es ist sieben Uhr Morgens. Der Kaffee ist gerade durchgelaufen und der PC hochgefahren. Ein Blick auf das Wetter im Internet zeigt -12 Grad. Ein Blick aus dem Fenster lässt dasselbige erahnen. Aus dem Gully vorm Haus steigt Dampf. Ein selten gewordenes Phänomen, jedoch ein zuverlässiges Anzeichen, dass es kalt draußen ist.

Die Wahl des heutigen Motivs war Moritzburg. Ich wollte noch Bilder zur Foto-Reihe „Moritzburger Schlossansichten“ machen, weil mir die bisherigen Ergebnisse noch nicht so gefallen haben. Bei diesen eisigen Temperaturen könnten das tolle Winterbilder werden. Die Verbindung mit dem Bus brauche ich nicht mehr herauszusuchen. Mit der Linie 401 geht es vom Meißner Busbahnhof zum Coswiger Bahnhof und von da mit der Linie 405 nach Moritzburg.

So geht es um 8.30 Uhr los. Es ist wirklich eisig kalt draußen. Meiner Hündin Shiba interessiert das mal wieder gar nicht und untersucht schon wieder sehr großzügig jede einzelne Spur im Schnee. „Komm, wir müssen zum Bus. Du kannst später stundenlang Spuren untersuchen“.

Am Busbahnhof angekommen, hab ich schon kleine Eiskörner in meinem kleinen Kinnbart. Auch der Hund knappert sich schon die ersten Eisbrocken zwischen den Zehen heraus. Am Busbahnhof stehen halbstarke Jugendliche. Einer cooler als der andere beim Unterdrücken darin, dass sie nicht vor den Mädels vor Kälte anfangen zu zittern. In Jogginghosen versteht sich, an deren Enden weiße Socken in Turnschuhen stecken. Ah ja, und ihr wundert euch, dass ihr friert. Dann kommt der Bus und es geht los.

An der Dresdner Straße am Kindergarten steigen zwei Frauen und ein Mann ein. Sie unterhalten sich lautstark über das Wetter und dass heute Abend (22.1.16) Blitzeis bei uns eintreten soll und sie da sicher gerade Feierabend haben. Dabei dachte ich, wer ihn diesen Blödsinn denn erzählt hat. Das Tiefdruckgebiet soll heute am späten Nachmittag den Westen Deutschlands erreichen und selbst Morgen früh bei uns noch Schnee fallen lassen. Aber so ist das, wenn man nur mit einem Ohr hinhört. Scheint in letzter Zeit zum Volkssport zu werden. Nun gut, die drei steigen an der nächsten Haltestelle schon wieder aus. Wow, damit sind sie ganze 300 Meter mit dem Bus gefahren. Vom Kindergarten bis zur Johannes-Schule.

Dann geht es weiter Richtung Residenz. An der Go-Tankstelle sehe ich schon das helle Leuchten der aufgehenden Sonne über dem Elbtal. Aber irgendetwas ist anders. Die Bäume schimmern hell weiß. Dann bestätigt sich mein Verdacht. Über dem Wasser der Elbe steigt Nebeldunst auf, der dafür verantwortlich ist, dass sich Eiskristalle an den Bäumen bildeten. Ein imposanter Anblick, der scheinbar immer intensiver wird, um so weiter wir uns von Meißen entfernen. Ich verwerfe Moritzburg. Die Computerstimme vom Band sagt „Kapitalberg“. Diesmal schafft sie es den Haltestellennamen so aufzusagen, dass ich nicht lachen muss. Zu putzig ist manchmal die Sprachaussprache in Bussen und Bahnen. Ich drücke Stopp und steige am Kapitalberg aus.

Ich traue meinen Augen kaum. Durch das dreckige Busfenster sah es schon fantastisch aus, aber im original war es einfach phänomenal. Große Eiskristalle von mehreren Zentimetern bedeckten in allen Richtungen Gras, Sträucher und Bäume. Ich entschied, Richtung Neusörnewitz meinen Weg fortzusetzen.

Ich lasse Shiba von der Leine. Sie stürmt wie immer los wie ein Ochse und fängt sofort an, so viel wie möglich Spuren zu untersuchen. Jede einzeln. Sie steckt dabei ihre Nase tief in den Schnee. Ich mache jede Menge Fotos von der weißen Pracht und scheinbar intensiviert sie sich immer noch, je weiter wir Richtung Sörnewitz gehen. Auf der Elbe steigt zu dieser Zeit noch Dunst auf, was durch die weißen Bäume und dem grellen Morgenlicht sehr unwirklich aussieht. Als wäre man auf einem anderen Planeten. Ein älterer Mann kommt von hinten gelaufen. Er ist schneller unterwegs, da ich oft stehen bleibe und in alle Richtungen schaue, um Motive und Perspektiven zu finden. Er sagt: „Guten Morgen – ist das nicht ein herrlicher Anblick?“. Ich erwiderte, dass ich so etwas Schönes noch nie gesehen habe. Er lächelt und geht seiner Wege.

Und der alte Mann hat recht. Das Elbtal sieht aus wie im Märchenland. Es fehlt nur noch, dass die Eiskönigin mit ihrem Schlitten über die Elbwiesen fegt. Das wäre es jetzt, eine Pferdekutsche auf Kufen. Ich bin so fasziniert von dieser Zauberwelt, dass ich die eisige Kälte gar nicht wahrnehme. Hände, Füße, alles ist warm. Zum Glück. Am Tag vorher war das anders. Ich bekam Schnee in die Schuhe, der natürlich schmolz und mir eiskalte Füße bescherte. Da war der Spaß vorüber und ich war froh, als ich unter der warmen Dusche stand.

Wir sind kurz vor Sörnewitz. Die Sonne steht nun schon etwas höher und das morgendliche Licht ist fast vorüber. Diesmal bin ich froh darüber, da dieser gelbliche Schein die weißen Bäume eben auch leicht gelblich erscheinen lässt, was ich nicht besonders schön finde. Ich gehe noch ein Stück Richtung Brockwitz und da steht dann dieser Baum, der wohl am meisten und die längsten Kristalle gebildet hat. Plötzlich springt mich was von hinten an. Es ist Shiba, die ihre fünf Minuten hat und spielen will. Das Ritual ist einfach. Sie stupst mit ihrer Nase an meinen Hintern und ich tue dann so, als würde ich sie fangen. Dabei sprintet sie wieder mal los wie ein Pferd und rennt um mich herum wie der geölte Blitz. Zwischendurch werde ich auch mal angesprungen, dann dreht sie sich paar mal um die eigene Achse und rennt wieder los. Mir fiel das ehrlich schwer. Ich war ja Stunden unterwegs und hab mich bei der Kälte dementsprechend angezogen. Dann die Ausrüstung dazu, mit der man sich wie ein Packesel fühlt. Zu essen und trinken darf auch nicht fehlen, trotz der Kälte.

Ich fotografiere den Baum aus allen Richtungen und gehe dann zurück Richtung Bosel. Dort will ich nachsehen, ob in der Nassau die Bäume ebenfalls so aussehen. Dem ist nicht so und ich kehre zurück an die Elbe und nehme denselben Weg zurück nach Meißen, diesmal aber komplett zu Fuß. Einige Bäume lassen ihre weiße Pracht langsam fallen. Es ist zwar sehr kalt, aber die Sonne scheint kräftig. Um so näher ich Meißen komme, um so mehr verschwindet das Schauspiel. Ab Siebeneichen ist davon gar nichts mehr zu sehen. Zum Glück habe ich heute früh den Bus und nicht die Bahn nach Coswig genommen! Was für ein Ausflug, was für Bilder! Was ich noch sagen wollte. Die Bilder sind kaum großartig bearbeitet, bis auf ein paar wenige. Die Grundwerte wie Schärfe und Kontrast werden jedoch immer von mir manuell angepasst.

Ich hoffe, Euch hat diese Tour gefallen. Alle Bilder können als Leinwand, Poster oder in vielen anderen Formaten bestellt werden.

Related Post

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert