Die kritiklose Fotografie und wie wir den Begriff Kunst neu definieren sollten

Ihr habt euch vielleicht auf Facebook gefragt, warum ich heute auf der Suche nach der verlorenen Fotografie war. Hier gibt es die Erklärung dazu.

Auf derSuche nach der verlorenen Kunst

Wenn ein Film schlecht ist, dann bekommt er negative Kritik und wird schlecht bewertet. Wenn jemand nicht zeichnen kann, dann kommt kein Kunstwerk zustande. Wenn Musik oder ein literarisches Werk schlecht ist, wird beides ebenfalls schlecht bewertet.

In der Fotografie ist das etwas anders. Hier gibt es keine Kritik und dadurch auch keine Bewertung. Wer Kritik am fotografierten Bild übt, bekommt die gängigen Antworten um die Ohren. Dem Fotografen muss das Bild gefallen oder die Geschmäcker sind ja nun mal bekanntlich verschieden. Wie kann man es überhaupt wagen, heutzutage etwas zu kritisieren.

Der Grund für diese Ausflüchte sind einfach. Eine Kamera hat heutzutage jeder bei der Hand und es ist täglich gängige Praxis, mehrere Fotos am Tag damit zu machen. Der Begriff Fotograf ist nicht geschützt und jeder kann sich im Grunde so nennen. Wer eine Kamera besitzt, und es besitzen sehr viele eine, kann Fotos machen und es scheint eine Art Volkssport draus geworden Doch genau deswegen muss mit dem Kunstbegriff in der Fotografie strenger umgegangen werden. Ich meine zwar, dass in jedem von uns ein Künstler steckt, aber die meisten nur nicht den Kopf dafür frei bekommen, um kreativ zu sein. Und genau das sieht man eben leider oft auch dann an der vermeintlichen Kunst.

Natürlich wird hier jetzt der ein oder andere denken, dass ich mich über andere stelle und abwerte, nur weil ich meine Fotografie als Kunst ansehe und alle anderen keinen Plan haben. Aber so ist es nicht. Ich werde ab sofort meine Fotos überhaupt nicht mehr in Verbindung mit Kunst bringen. Zum einen darum, weil wie oben erwähnt, es keine wirkliche Basis mehr gibt. Ein Maler malt ein Bild, ein Fotograf drückt nur auf den Auslöser und hat ein fertig gemaltes „Kunstwerk“. Der Fotograf muss auch seine Kamera nicht mehr unbedingt bedienen können und je nach Preisklasse des Gerätes, werden auch die Bilder qualitativ besser, obwohl auch das immer wieder abgestritten wird. Sicherlich kennt ihr den Spruch: Der Fotograf macht die Bilder, nicht die Kamera. Das hat sich so eingefahren, dass es die meisten glauben. Aber es stimmt nur zum Teil. Oder glaubt jemand, dass ein Chirurg oder Zahnarzt irgendwelche 08/15 Werkzeuge benutzt? Hat der Chirurg ein stumpfes Skalpell, wird er damit nicht operieren können oder der Schnitt wird unsauber, egal wie gut der Arzt ist. Kann der Maler nicht malen; ich weiß, das hatten wir schon, kein er kein Kunstwerk kreieren. So einfach ist das.

Zum anderen werde ich mich auch nicht mehr Fotograf nennen. Das werde ich auch bei Facebook ändern. Fotograf ist jeder. Es gibt keinen Unterschied mehr und es wird auch immer seltener unterschieden, selbst in der Kunstszene. In der Kunstszene sind oft diejenigen Künstler, die die richtigen Leute kennen oder Mitgliedsbeiträge zahlen. Das hat aber mit Kunst nicht unbedingt etwas zu tun. Es schadet ihr sogar in gewisser Hinsicht. Denn Kunst ist dann abhängig von Netzwerken oder Seilschaften. Das ist leider oft zu beobachten.

Doch wer definiert dann die Kunst und den Künstler? Eine nette Anzahl ein Likes auf Facebook sicher nicht. Da hat man so manch gestandenen Künstler längst überholt. Auch die Bekundung, wie toll meine Bilder sind, definieren demnach nicht Kunst. Kunst ist das, was greifbar ist und nicht virtuell geschieht. Wenn du dir das selbst nicht bieten kannst, in Form von einer Galerie, bist du auf andere angewiesen und somit auch auf die angesprochenen Netzwerke, die meist leider schon so vernetzt sind, dass auch beim Wegfall eines anderen Künstlers der Platz längst reserviert ist für jemanden, der vielleicht so ein bisschen nebenbei Kunst ausübt, aber ein guter Bekannter oder Freund des Strippenziehers ist.

Danke fürs Zuhören, ihr Lieben!

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5 thoughts on “Die kritiklose Fotografie und wie wir den Begriff Kunst neu definieren sollten

  1. Servus Mario,

    schade, dass du so reagierst und manche meinen, deine Arbeit madig machen zu müssen. Auch wenn ich mich eher in der Sparte der Leute sehe, die eher spontan auf den Auslöser drücken, so weiß ich doch, wieviel Mühe und Arbeit es macht ein gutes Foto zu kreieren. Es gehört so viel mehr dazu, als die meisten Menschen glauben, weshalb ich aktuell solche Bilder, wie du sie machst, nie hinbekommen werde. Zum einen der Zeitfaktor, um auf die richtige Komposition aus Licht, Form und Farbe warten zu können. Dann der Blick für das Bild, wie es später wirken soll und auch ganz wichtig: das Wissen, wie man die Technik einsetzt (siehe z.B. die Bilder aus der Ziegelei). In meinen Augen ist das Kunst, die du wunderbar beherrschst. Bitte weiterhin mehr davon, zeigt sie mir doch meine Heimatstadt, wie ich sie nur noch selten sehe.

    Gruß aus Mittelfranken
    Marc aka Ali

    1. Danke, Marc

      aber der Punkt ist nicht der, dass jemand meine Bilder madig macht. Das jedem nur das eine gefällt, wäre ja nicht sinnvoll. Es ging eher um die Frage, wer heutzutage Kunst definiert und das gerade in der Fotografie wenig Kritik stattfindet und gewisse Faktoren entscheiden, was Kunst ist, die mit Kunst aber oft wenig zu tun haben. Warum sollte man sich noch Fotograf nennen oder Kunst machen, wenn nicht die Kunst oder das Können entscheidet, was Kunst ist?

      1. Da kann ich Die leider nicht folgen. Es ist doch der Künstler selbst, der entscheidet, ob sein Werk Kunst ist, oder nicht.
        Mach Dich nicht abhängig von likes oder Netzwerken, die zugefüllt werden von Knipsereien. In diesen Netzwerken geht es nicht um Kunst, sondern darum, den Kranken mit Daten zu füttern. 🙂
        Wenn Du der Meinung bist, Dein Werk ist Kunst, dann ist es sicher auch so. Und es wird seine Freunde und Anhänger finden. Da bin ich mir ganz sicher. Ich denke da nur an Deine geführten Wanderungen.

        Deine Beispiel mit dem Chirurgen hinkt etwas. Ein guter Chirurg wird mit einem stumpfen Skalpell immer noch besser operieren können, als ein Schneider mit einem scharfen.

        Viele Grüße aus Meißen . . . Karsten

        1. Hallo Karsten

          Ich kann natürlich mein Werk als Kunst bezeichnen. Was aber Kunst als Begriff in der Bevölkerung außerhalb von Likes und Netzwerken gilt, bestimmt wer ganz anderes. Nur darum ging es mir damals. Heute würde ich den Artikel anders gestalten, stimme dem aber weitesgehnd noch zu.

          1. Hallo Mario,

            vielen Dank für Deine Antwort. 🙂

            Also ich würde einfach trennen Zwischen Kunst und Likes. Kunst kann natürlich viele Likes bekommen, aber nicht alles, was viele Likes bekommt, ist auch Kunst. Denn viele Likes entstehen doch wohl eigentlich nur, weil der Daumenheber hofft, auf diese Art für seine Dinge selber viele Likes zu bekommen. Also, was soll’s. 🙂

            Viele Grüße aus Meißen . . . Karsten . . . und vielleicht trifft man sich ja mal. 🙂

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